Fiona Rae hat in den letzten 25 Jahren ein beeindruckend vielfältiges Werk geschaffen, das die abstrakte Malerei auf ganz unterschiedliche und eigenständige Weise ausgelotet und erweitert hat.
Spricht sie über ihre Arbeit, sagt sie oft, eher an dem Prozess des Malens, als an dem fertigen Bild interessiert zu sein. Führt man sich die unterschiedlichen Werkgruppen vor Augen, ist das schlüssig. Immer wieder gelingt es Rae, ihre Malerei auf einen neuen Ansatzpunkt hin zu entwickeln, von dem aus eine weitere Werkgruppe entsteht. Über die Jahre sind auf diese Weise zwischen sechs und sieben Gruppen entstanden.
Die Bilder in der Ausstellung geben erstmals einen Einblick in die neueste Werkgruppe von Fiona Rae, die 2014 mit einer Reihe von Kohlezeichnungen ihren Anfang nahm. Die Kohlezeichnungen wurden im Herbst 2014 in der Buchmann Box präsentiert. Entsprechend interessant ist zu sehen, welchen weiteren Weg die Künstlerin seither gegangen ist.
Die neuen größeren Bilder haben alle ein schlankes vertikales Format von 183 cm x 129,5 cm, das Rae bislang selten verwendet hat. Damit ist es der Malerin möglich, von nur einem Standpunkt aus die gesamte Fläche der Leinwand zu kontrollieren. Sie könnte mit nur einem Pinselschwung die ganze Leinwand überziehen.
Die Intensität der kalligrafischen Linien auf der Leinwand hat die gleiche Kraft wie in den Zeichnungen. Sie wirken spontan und gleichzeitig auch kontrolliert und präzise gesetzt. Vergleichbar mit den Papierarbeiten haben die neuen Bilder zudem kaum übermalte Partien, sondern scheinen in einem energetischen Zug entstanden zu sein. Fiona Rae arbeitet entsprechend an jeweils immer nur einem Bild. Das ist ein ganz anderer Prozess, als in früheren Werkgruppen, wo die Bilder parallel entstanden sind.
Ein weiterer entscheidender Unterschied zu allen bisherigen Werkgruppen ist die in mehreren Arbeiten ausschließliche Verwendung von Schwarz, Weiss und Grau. Die Reduktion der Farbpalette wirkt beinahe befreiend und schafft eine neue Konzentration und Dynamik auf die Konstellation von Figur und Grund, Raum, Fläche und Linie. Interessant ist, dass Fiona Rae nach einer ersten Gruppe von Greyscale Bildern parallel dazu über ging, doch auch wieder Farbe einzubringen, die allerdings weitaus zurückhaltender ist, als in früheren Werkgruppen. Deutlich erkennbar bleibt Fiona Raes Handschrift mit den vielen den visuellen Codes, die sie über die letzten Jahre entwickelt hat.