30.04.2010 - 05.06.2010
Seit Mitte der neunziger Jahre hält Cecily Brown stets an der Ölmalerei fest und bedient sich verschiedener Quellen quer durch die Kunstgeschichte – von der üppigen Leiblichkeit der Rubens-Damen springt sie über zu den dekonstruierten Körpern Francis Bacons. Mit derselben Leichtigkeit schöpft sie aus dem Fundus der Populärkultur. Dabei ist ihr aber nicht die Huldigung an Alte oder Neue Meister wichtig – viel mehr geht es darum, die Malerei mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln voranzutreiben.
Cecily Browns Arbeiten erregten in der Vergangenheit vor allem durch explizit sexuelle Inhalte Aufsehen. Sie nutzt dieses Mittel, um den Betrachter unmittelbar in das Werk zu involvieren und ihn zur Stellungnahme herauszufordern. In ihren abstrakteren Bildern hingegen versucht sie, diesen Effekt durch die Malerei selbst zu erzielen. Diese wühlt auf, stellt den absoluten Moment dar - ob sich unter den Farbschichten nun ein Liebesakt verbirgt oder auch nicht.
In den neuen Arbeiten der Künstlerin werden die einst erotischen Darstellungen zunehmend auf eine körperlich existenziellere Ebene transferiert. Auch Cecily Browns Palette hat sich gewandelt, das Farbspektrum wurde durch kräftigere Töne erweitert. Die Pinselstriche unterstreichen dies, sie schweben nicht frei im Raum, sondern ordnen sich einem geregelten Gefüge unter: Stellenweise kleinteilig, fast pointilliert, dann wieder großzügig und kraftvoll, akzentuiert durch ordnende horizontale und vertikale Linien, die der Komposition Halt geben.
Die gegenständlichen Anspielungen im Werk von Cecily Brown werden immer mehr durch freie, malerische Farb- und Formgebungen zurückgedrängt. Die Künstlerin geht nicht von einer narrativen Situation aus, sondern lässt Raum für freie Assoziationen. Die Teile eines Gemäldes ergeben für Cecily Brown „ein Bild, kein Motiv“. Ihre Ansprüche an ein Werk beschreibt sie wie folgt: „Idealerweise würde ich gern aus meinem eigenen Kopf herausgeholt und in einen anderen Zustand versetzt werden, wenn ich mir eine Arbeit anschaue. Ich will, dass die Arbeit pulsiert. Ich will darin eine unvorhersehbare Situation schaffen, wo eine Sinneswahrnehmung zu einer anderen führt, so dass die Betrachtung der Arbeit zu einem komplexen und vielschichtigen Erlebnis wird. Die Abwesenheit einer festgelegten Bedeutung ist aus meiner Sicht befreiend.“
Dies ist die dritte Einzelausstellung von Cecily Brown bei Contemporary Fine Arts. Die Künstlerin lebt und arbeitet in New York.