"Sieh, wie heiter diese Landschaft ist." sagt einer und ein anderer fragt: "Wie willst Du wissen, dass die Landschaft heiter ist?". Der erste antwortet: "Indem ich sie wahrnehme, setze ich mich in Bezug zu ihr, ihre Heiterkeit ist die meine." und fährt fort: "Nur durch Wahrnehmung existiert Landschaft und mit der Reflexion ihrer Wahrnehmung erfährt sie weitere Kultivierung. Ohne Wahrnehmung und Reflexion ist Landschaft Natur...".
Meine Arbeit bewegt sich entlang dieser Trennlinie zwischen Natur und Landschaft, indem sie Fragen um Wahrnehmung und Medien nachgeht. Dafür geht den Aufnahmen ein gründliches Studium der Atmosphäre eines Ortes voraus und es schließt sich eine bisweilen lange währende Nachbearbeitungsphase an, um die Charakteristika des Mediums Fotografie und die der Wahrnehmung sowie deren Bedingtheit herauszuarbeiten, all das in den Bildern präsent werden zu lassen, das Fotografie nicht im Stande ist, zu transportieren, das aber Grund war für die Betätigung des Auslösers. Dieser oft mehrere Monate dauernde Prozess der Nachbearbeitung wird möglich durch den Einsatz digitaler Fototechnik und ähnelt dabei am ehesten Prozessen, die aus der Malerei bekannt sind. Die Aufnahme vor Ort ist bisweilen nicht mehr als eine skizzenhafte Grundlage für die spätere Arbeit.
Andreas Walther (* 1971) arbeitet seit mehr als 15 Jahren zwischen den kulturellen Dispositionen von West und Fernost - Taiwan, China und Deutschland. Seine Arbeit ist geprägt von Fragen um Identität sowie um künstlerische Medien und deren Charakteristika und Rolle im Arbeitsprozess und trägt schließlich deutliche Anleihen aus der chinesisischen Philosophie, insbesondere dem Daoismus: es sind Fragen um Wahrnehmung und Reflexion von Wahrnehmung wie auch einem kultivierten Status des Nichtwahrgenommenen, die als roter Faden diese verschiedenen Kontexte miteinander verbinden. Während der letzten sechs Jahre arbeitet der Künstler hauptsächlich im Medium Fotografie mit der Zielsetzung, das Medium hinsichtlich der Fragestellungen seiner Arbeit zu öffnen. Die fotografische Arbeit wird durch Objekte und ein- und mehrkanalige Videoarbeiten kontrastiert.