2015 reiste Julia Baier anlässlich eines Stipendiums nach Island. In einer neuen Schwarz-Weiß-Serie reagiert sie in ganz ungewohnter Weise auf die dortige Landschaft.
Island liegt auf zwei auseinanderdriftenden Kontinentalplatten, die die Erde beben, die Vulkane spucken und das Wasser brodeln lassen. Die Landschaft ist extrem: Schwarzes Lavagestein trifft auf Schnee, Moosflechten auf harten Fels, heißes Wasser auf kalte Luft. Julia Baier findet für diese Brüchigkeit eine fotografische Übersetzung in Bildkreationen, die sie durch die experimentelle Verwendung der Panoramafunktion ihrer Smartphone-Kamera schafft. Die Künstlerin nutzt nicht ihre eigene Bewegung, sondern die eines Autos und gelangt darüber zu sehr eigenwilligen Ergebnissen.
Die Kamera erfindet, sie kopiert willkürlich, sie lässt weg und driftet ab – realistisch abgebildete Versatzstücke der vorbeiziehenden Landschaft verdichten sich mit zerklüfteten, rätselhaften Bruchstücken zu ungewöhnlichen, neuen Landschaftsbildern. Es entstehen halbfiktive Bilder mit teils filmhafter Anmutung, die unsere Art und Weise, wie wir Natur betrachten, hinterfragen. Darüber hinaus finden die Bilder eine perfekte Entsprechung in der Mythenhaftigkeit, mit der das geheimnisvolle Island aufgeladen ist und thematisieren die Zerbrechlichkeit der Natur in unserer heutigen Zeit.