06.07.2007 - 08.09.2007
Die Galerie Andreas Binder zeigt in einer Einzelausstellung die neuen Arbeiten von Matthias Meyer.
Als Ideen – und Skizzengeber dienen dem Meisterschüler von Gerhard Richter selbst geschossene Fotos, die er meist auf Reisen anfertigte.
Seine Bilder erhalten durch ihre aquarellartige Technik eine transparente Leichtigkeit, eine sensible, verführerische Schönheit, die fast an den Rand des zärtlichen Kitsches anzusiedeln ist. Dass seine Malerei jedoch nicht wirklich in die Niederungen der Lieblichkeit abgleitet, hängt mit der Farbpalette zusammen, derer sich der Künstler bedient. Weder rein noch leuchtend, sondern reduziert und gedeckt, überführt er mittels dieser Farbigkeit seine Bilder in eine melancholische Grundstimmung, die der Lesart entgegenwirkt, der Betrachter könne es mit einer idyllischen Szenerie zu tun haben. Gleichzeitig gewinnen die Arbeiten dadurch wieder an kompakter Dichte.
Die Farben sind dünn, tropfend und nass in nass vermalt, sodass die Konturen verschwimmen und man nicht mehr unterscheiden kann, wo sich die Grenzen zwischen vorgeblicher Realität und Spiegelbild befinden. Impulsiv entwickeln Pflanzen oder Wasseroberflächen in Meyers Bildern ein merkwürdiges Eigenleben. Doch auch sie sind wie die Architekturen nur motivischer Vorwand, um suggestive Gemälde entstehen zu lassen, die Prozesse von Formwerdung und deren Auflösung thematisieren. Vergleichbar dem Schwung und der Unmittelbarkeit japanischer Kalligrafien, deren filigrane Strichführung Motive umreißt, sie im selben Moment ins Nichts führt und wiederum neu entstehen lässt, bearbeitet Meyer seine großformatigen Leinwände. Aufgrund seiner Maltechnik, die von laufender Farbe und damit auch von Zufällen bestimmt ist, bleibt ihm wenig Spielraum zur Korrektur. Die in den Malereien thematisierte fließende und schillernde Oberfläche des Wassers erscheint wie eine Metapher, um über den Vorgang des Malens, die Beschaffenheit von Bildoberflächen und deren malerische Tiefe nachzudenken.
Die geometrischen Formen, die als monochrome Farbfelder in die Gesamtkomposition eingebettet sind, bedeuten einen Bruch in Meyers Malerei, die ihn von der Figürlichkeit zur Abstraktion pendeln lässt. Es sind gerade diese Irritationen, die sein Werk so faszinierend machen.
Die Landschafts- und Stadtbildarchitekturen von Matthias Meyer gewinnen aus dieser besonderen Form einen hohen Grad an Abstraktion, der aber, und das ist erstaunlich, im Kontext dieser malerischen Umsetzungen nie dazu führt, dass der Betrachter nicht sehr genau „zu erkennen vermag“, was dort dargestellt wird. Diese merkwürdige Spannung zwischen eigentlich völlig abstrakt gemalten Flächenformen und einem ganz präzise erkennbaren Ort und Raum macht den besonderen Reiz dieser Bilder aus.