20.11.2009 - 30.01.2010
Mit der Ausstellung "The Jack Goldstein Connections" werden in der Galerie Anita Beckers Gemälde des in Kanada geborenen Jack Goldstein (*1945-2003) präsentiert, einem der einflussreichsten und doch nur wenigen bekannten Künstler der letzten dreißig Jahre, dem das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt zur Zeit eine umfangreiche Retrospektive widmet. (3. Oktober – 10. Januar 2010)
Die Ausstellung in der Galerie versucht in einer direkten Gegenüberstellung zu Goldsteins Arbeiten einen Dialog mit den zeitgenössischen Künstlern Romeo Grünfelder (*1968), Gregor Hildebrandt (*1974), Monica Ursina Jäger (*1974), Clare Langan (*1967) und Bjørn Melhus (*1966) herzustellen, die sich in ihrer künstlerischen Umsetzung mit Goldsteins Prinzipien und Ideen auseinandersetzen.
In der Tradition von Jack Goldstein und mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltung, nutzen Bjørn Melhus und Romeo Grünfelder gesammeltes Film- und Soundmaterial für ihre Arbeiten. Bei Romeo Grünfelders Kurzfilm "desi're" handelt es sich um einen wiedergefundenen Celluloid-Film, der aus dem Besitz Jack Goldsteins stammt. Aufgrund fehlender Angaben von Datum, Ort, Zeit und Schöpfer lässt uns dieses Werk im Dunkeln über Urheberschaft und den Umständen seiner Produktion. Mit der Aussage von Jack Goldstein: "Ich wollte einen Film mit einem Ertrinkenden machen, stattdessen habe ich eine Schallplatte mit einem Ertrinkenden gemacht", wird zwar eine Spur gelegt, damit ist aber das Rätsel der Urheberschaft noch nicht gelöst.
Die Tonspuren aus Mainstream-Filmen sind der Ausgangspunkt für die Videoarbeiten von Bjørn Melhus. In „Murphy“ nutzt Melhus das Audiomaterial aus dem US-amerikanischen Film "Blue Thunder" (1982), indem er den Ton einer Helikopterschlacht über Los Angeles in flackernde Farbflächen transformiert. Ein minimaler Film ohne Bilder, der das Kino in unseren Köpfen reaktiviert.
Die erkennbare Tonreferenz von Marilyn Monroes Stimme in "Happy Re-Birth" im Zusammenhang mit dem Abbild des Künstlers als blauer Schlumpf, ist eine Kreuzung zweier Pop-Ikonen in Ton und Bild.
Gregor Hildebrandts Werke hingegen hinterlassen den radikalsten Transformationsprozess. In seinen monochromen Arbeiten verwendet er vorwiegend Musik- oder Videobänder als Trägermaterial, deren Oberflächen innerhalb des Bildes subtile Arrangements entstehen lassen. Mit Bildtitel, die unter anderem auf Songs der Ära des Punks und New Wave verweisen, entsteht vor dem geistigen Auge des Betrachters der Rücktransformationsprozess zum Ausgangsmaterial.
Die Strategie, Ideen, die traditionell einem bestimmten Medium zugehörig sind und diese in ein neues unkonventionelles zu übertragen, bildet den entscheidenden Hintergrund für Goldsteins Schallplatten-Serie. Goldstein glaubte, dass einige seiner filmischen Ideen intensiver und komplexer auf Schallplatten mit einem spezifischen Sound und bestimmten Titel auf farbigen Hüllen wirken würden.
Dieser “Transfer” des Mediums ist auch in Monica Ursina Jägers “Half Forgotten Dreams” (2008-2009) sichtbar, indem sie apokalyptische Visionen in traditioneller Gravurtechnik auf das Glas von Bildschirmröhren überträgt.
Sie nutzt Motive, die auf Naturphänomene und –Katastrophen sowie Kriegsbildnissen oder anderen medial vermittelten Ereignissen basieren. Das Einschreiben von „Erinnerungsbildern“ in das ursprüngliche Vermittlungsmedium thematisiert ebenfalls GoldsteinÂ’sche Praktiken.
Clare Langans sowohl katastrophenartige, als auch dramatische Landschaften rufen eine malerische Empfindung hervor, die in derselben Weise wie Goldsteins Interesse an Naturphänomenen eine intensive ästhetische Qualität erzeugt. Die Idee des Austauschs von Ästhetik zu Gunsten der Technologie, hat Goldstein folgendermaßen beschrieben: „Technology does everything for us so that we no longer have to function in terms of experience. We function in terms of esthetics“.
Mit einem Crossover aus Film, Malerei und Sound bringt "The Jack Goldstein Connections" Künstler zusammen, die sich trotz unterschiedlicher Hintergründe und Interessen teils kritisch, teils poetisch mit den medial übertragenen Bildern der westlichen Kultur auseinandersetzen.