03.09.2010 - 16.10.2010
Vor 20 Jahren gründete Anita Beckers einen Verlag in Darmstadt, in dem sie Editionen namhafter Künstler wie z. B. Guillaume Bijl, Wim Delvoye, Thomas Huber, Jürgen Klauke und Urs Lüthi verlegte. Später mündete die Edition in eine Galerie, die sich seit 1998 in Frankfurt befindet.
Dieses besondere Jubiläum begehen wir mit einer Ausstellung von Jürgen Klauke, der zu den wichtigsten Performance-, Foto- und Medienkünstlern in Deutschland zählt. Als Pionier der Body Art hat er nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch dem Diskurs über Identität seit den siebziger Jahren eine visuell-gedankliche Basis geliefert. Die in dieser Zeit entstandenen Filme haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil, sie stehen als Kontinuum für den politischen Zustand unserer Gesellschaft und gleichsam auch als künstlerisches Vorbild nachfolgender Generationen.
Die Galerie Anita Beckers freut sich, das zum Saisonstart 2009 begonnene Projekt „Performance-Frame“ nun mit den frühen Performance-Filmen Jürgen Klaukes als auch seiner Fotoarbeiten aus der Serie „Sonntagsneurosen“ (1990-1992) fortzusetzen.
Bereits in den 1970er Jahren hat Klauke die Fotografie als Instrument benutzt, um sich und die Welt zu befragen. Den meist eigenen Körper verwendet er dabei als zentrales Ausdrucksmedium seiner theatralisch inszenierten Fotografien in unnachgiebiger Weise. In „Sonntagsneurosen“ zeigt sich diese kritische Auseinandersetzung als Symptome des Zustandes der gegenwärtigen Gesellschaft. In einer melancholischen Ästhetik wird die paranoide Struktur unserer gegenwärtigen Welt vorgestellt. Die Akteure dieser Choreographie wirken eingefroren, maskenhaft und verweisen nicht mehr auf sich selbst; sie haben die Sphäre subjektiver Befindlichkeit bereits verlassen.
Jürgen Klauke gehört zu den wenigen Künstlern, die in der Lage sind, die „condition humaine“ zum Thema zu machen, ohne in gestisch expressiven Aktionismus zu verfallen. Seine Arbeit ist gekennzeichnet von einer politischen und gesellschaftlichen Fragestellung, die ihren Ausdruck in der grotesken Unzulänglichkeit des Daseins findet.
Das künstlerische Schaffen von Jürgen Klauke erfährt zur Zeit große Anerkennung durch die Ausstellung „Ästhetische Paranoia“ im ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe (13. Mai – 3. Oktober), die im Anschluss im Museum der Moderne in Salzburg (23. Oktober – 6. März 11) gezeigt wird. An der Ausstellung "Der Westen leuchtet" im Kunstmuseum Bonn (10. Juli bis 24. Oktober 2010) ist Jürgen Klauke mit einem eigenen Raum vertreten.