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Galerie Carlier Gebauer


Markgrafenstraße 67
10969 Berlin
Tel.: 030 2400 86 30
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Di-Sa 11.00-18.00 Uhr

vertretene Künstler

Bojan Sarcevic

Bojan Sarcevic: The breath-taker is the breath-giver

04.03.2009 - 25.04.2009
Sarcevics neue Serie besteht aus insgesamt vier Arbeiten, von denen drei erstmalig bei carlier | gebauer zu sehen sein werden. Die je rund dreiminütigen Super-16mm Filmloops zeigen Settings von Objekten, die von der eigens für sie konzipierten Musik des türkischen Gegenwartskomponisten Ulas Ozdemir begleitet werden. Sarcevics Filme werden auf entsprechend modifizierten Projektoren gezeigt, die aus Acrylglaspavillons das Bild auf die umliegenden Raumwände projizieren. Seine Super-16mm Filme unterscheiden sich vom herkömmlichen 16mm Format darin, dass sie das 1,85:1 Seitenverhältnis des gängigen Kinoformats übernehmen. Sarcevics ‚SkulpturenfilmeÂ’, so ihr Arbeitstitel, setzen sich aus dem Film, ihn begleitender Musik und der Pavillonarchitektur zu einem Werk zusammen, dass an die modernistischen Gesamtkunstwerke des Bauhauses und des Funktionalismus ebenso erinnert, wie es deren Zerfall zu antizipieren scheint. Denn in Sarcevics Pavillonarchitekturen herrscht nicht nur gleißende Klarheit; immer wieder übernimmt beim Abtasten der Objekte mit der Kamera der Schatten die Szenerie. Die Filme, deren Szenerien wie Materialienstudien einer Kulturgeschichte in Miniatur wirken, lösen sich von jeder möglichen Funktionalität. Ozdemirs Kompositionen führen sie in ihren eigenen Kontext ein: sein ethnographischer Zugang zur Musikgeschichte und seine Verwendung traditioneller Instrumente erzeugen eine zusätzliche Ebene, in der die Erinnerungen des Modernismus, die stets in Sarcevics Werken präsent zu sein scheinen, neu gestaltet werden. Die Formen emanzipieren sich hier von ihren Gebrauchsspuren und werden konzentriert auf die gestaltenden Möglichkeiten ihrer Materialien. Bojan Sarcevic führt in "The breath-taker is the breath-giver" seine Übersetzungen skulpturaler Szenerien in filmische Fahrten fort, die er zuletzt im Kunstverein in Hamburg in der Einzelausstellung „Only After Dark“ (2008) zeigte. Bereits hier arbeitete er mit Ozdemir zusammen. Doch wo die Filme von „Only After Dark“ stärker von Sarcevics eigener skulpturaler Praxis ihren Ausgangspunkt nahmen und diese zu gestalteten Landschaften öffneten, stellen seine neuen Filme Materialien in drei konzentrierten Gruppen vor. Dünnes, farbiges Papier wird auf dicke Pappen gezogen zu einer Gruppe von bunten Objekten, die an aufgeschnittene Steine erinnern, aus denen jedoch ein rotblondes Haarteil herauswächst. Eine fragile geometrische Holzkonstruktion, die von dünnen Fäden aufgespannt wird, erhebt sich aus hellem Sand wie eine attische Säule und eine organisch wirkende Ansammlung von Tonformen, mit schwarzer Watte überzogen, in die einzelne Perlen eingesetzt sind, ähnelt toten Körpern. Sarcevics Filmskulpturen lassen keine Beruhigung zwischen Formalem und Organischem zu. Ihre Materialmischungen konstruieren Zusammenhänge, deren zeitliche Referenzen zwar an die Spätmoderne erinnern, jedoch weder zeitlich noch räumlich klar lokalisierbar sind. Wie schon in George Kublers Bruch mit dem Modernismus, „The Shape of Time: Remarks on the History of Things“ (1962) wird auch in den Arbeiten Sarcevics eine Kulturgeschichte in den Objekten selbst, im Ausdruck ihrer Materialien eröffnet. Sarcevic unternimmt die Auflösung der Skulptur in ihrer Transformation in den ephemeren Zustand des Films. Sarcevic kehrt den intuitiven Erfahrungswert seiner Medien um. Seine architektonischen Elemente sind durchlässig, den Raum, den sie erschaffen öffnet er, während die Räume seiner Filme fest gefügt, körperlich sind. Dem Nicht-Raum der Filmprojektion und der Acrylglaspavillons steht die Architektur des Ausstellungsraums gegenüber, der durch sie perforiert wird. Sarcevic fügt Film- und architektonischen Raum aneinander, wie auch zwei unterschiedliche Zustände von Material: das Material des Pavillons - durchsichtiges Acrylglas- korrespondiert mit dem transluzenten Zelluloid des Films, während das gefilmte Material mit dem realen Material des Pavillons in einen Dialog tritt. Die Musik, ein immaterieller Gegenstand schlechthin, hält Sarcevics ‚FilmskulpturenÂ’ als äußeres Element zusammen. Sarcevic bezieht Skulptur, Film, Architektur und Musik auf die Materialien zurück, welche selbst und nicht ihre Funktionalität in "The breath-taker is the breath-giver" in ihrer Zusammensetzung einen Raum aus sich entstehen lassen. Bojan Sarcevic, 1974 in Belgrad geboren, studierte an der Rijksakademie in Amsterdam und an der Ecole Nationale des Beaux Arts in Paris. Seine Installationen und Arbeiten waren u.a. auf der Manifesta 2 in Luxembourg, auf der 50. Biennale in Venedig, im Witte de With in Rotterdam, im Artists Space, New York und im Stedelijk Museum Bureau in Amsterdam zu sehen. Aktuell werden seine Arbeiten im Le Crédac, Ivry-sur-Seine in Frankreich gezeigt. In diesem Sommer wird Sarcevic in der Tate St Ives in England mit einer Filminstallation in der Gruppenausstellung "Contemporary Fine and Applied Arts: 1928–2009" vertreten sein.

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