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Galerie Crone


Fasanenstraße 29
10719 Berlin
Tel.: 030 62 93 99 95
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Öffnungszeiten:

Di-Sa 12.00-18.00 Uhr

vertretene Künstler

Clemens Krauss

Clemens Krauss: Human Noise

13.09.2016 - 08.10.2016

Wir freuen uns sehr, Clemens Krauss als neuen Künstler unserer Galerie begrüßen zu dürfen und erstmals neue Arbeiten von ihm zeigen zu können. Die Ausstellung mit dem Titel „Human Noise“ wird auf zwei Stockwerken präsentiert und läuft vom 13. September bis 8. Oktober 2016.
Auf meist hell-monochromen, teils architektonisch anmutenden Hintergründen erschafft Clemens Krauss Bilder von Körpern, die diese nicht nur darstellen, sondern selbst Körper sind: in groben, pastosen Schlieren akzentuieren dick aufgetragene Ölfarben die Leinwand und bilden plastische Reliefs menschlicher Figuren, die sich dreidimensional in den Raum fortsetzen.
Bei näherer Betrachtung erreichen sie einen Abstraktionsgrad, der auf die künstlerischen Techniken der klassischen Moderne verweist: Das Mimetische wird zum Abstrakten. Die größtenteils männlichen Figuren, die in performativ und zufällig wirkenden Konstellationen meist von oben dargestellt sind, bleiben anonym und entwickeln doch eine fast unheimliche räumliche Präsenz. Diese äußert sich nicht nur durch den massiv-pastosen, in den Raum greifenden und fast skulpturalen Farbauftrag, sondern auch durch den intensiven Geruch nach Ölfarbe, dem sich der Betrachter nicht entziehen kann. Für Krauss ist das verwendete Material und seine Benutzung eine Dychotomie von Farbe und Malerei. Angelehnt an chronographische Konzepte der Alten Griechen, in denen sich "Chronos" (Zeit) und "Kairos" (der richtige Moment) bedingen und ergänzen, greifen auch Malerei und Farbe ineinander: Zum einen in der visuellen Stimulation der Retina durch die Farbe, zum anderen in Bezug auf das Material und die strukturelle, organische Qualität des gemalten Körpers – seine Malerei wird zur „materiellen Entsprechung des menschlichen Körpers“.
Clemens Krauss reflektiert die Positionen und die Programmatik des menschlichen Körpers, sowohl in Bezug auf das individuelle Verortetsein im Raum als auch in sozialen, politischen und kulturellen Kontexten. Dabei beruft er sich nicht nur auf das darstellend-investigative, narrative Medium der Malerei, sondern bezieht weitere Bereiche des Wissens über den Menschen mit ein. Hierzu dient ihm seine Ausbildung zum Arzt und Psychoanalytiker, die er neben seinem Kunststudium absolvierte und die er als künstlerische Technik einsetzt, um die komplexen Auswirkungen von gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen auf den kollektiven und individuellen Körper zu untersuchen. Er stellt Fragen nach dem Standpunkt des Einzelnen in einer sich dramatisch verändernden Gesellschaft, nach Formen sozialer Interaktion zwischen in sich isolierten und vergesellschaftlichten Körpern. Dabei beschäftigen ihn vor allem die Bedeutung und die Relevanz von Gesten – sowohl im wörtlichen als auch im metaphorischen Sinne. Immer wieder ergründet er, was menschliche Identität am Ende ausmacht - "vor allem dann, wenn man ihr gleichsam die Hülle abzieht".
Die gewählte räumliche Perspektive, die uns erlaubt, die Figuren von einem erhöhten Standpunkt aus zu beobachten, verweist auf Überwachungstechniken unserer Zeit ebenso wie auf soziale Hierarchien und Repressionssysteme sowie deren Auswirkungen auf einen „universellen Körper“. Doch obwohl der Betrachter in die Position des Beobachters versetzt wird, lassen sich die dargestellten Figuren nicht identifizieren, denn ihre Gesichter sind nach unten gerichtet. Als Ausgangspunkt für die Konstellationen dienen häufig Pressefotos von Demonstranten und Aufständischen, deren Handlungen und Bewegungen auf den weißen Leinwänden aus dem Kontext gerissen sind und dadurch für den Betrachter rätselhaft bleiben.
Krauss' Arbeiten nehmen den Raum und seinen Kontext ebenso wie die trianguläre Funktion des Betrachters in sich auf und formulieren so einen Versuch, die Frage nach der Rolle des Individuums im politischen, kulturellen und sozialen Kontext zu verbalisieren. Dies äußert sich parallel in seinem Konzept, die menschliche Geste als eine Art rätselhaft-enigmatischen Modell-Code universeller Phänomene zu lesen. Die dargestellten Figuren werden zu einsamen Statisten einer sozialen Struktur, die sich letztendlich doch aus deren individuellen Biographien und Handlungen zusammensetzt.
Obwohl er erst 34 Jahre alt ist, kann Clemens Krauss bereits auf eine beachtliche Anzahl institutioneller Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt zurückblicken, unter anderem in China, Japan, Brasilien, Großbritannien und den USA. In Deutschland waren seine Malereien, Videos und Installationen zuletzt in Einzelausstellungen im MARTa Herford, in der Berlinischen Galerie und im Haus am Waldsee, Berlin, zu sehen.

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