Drei Monate lang führte der Künstler Ibrahim Quraishi in der Berliner Galerie Crone die Performance Lost Codes durch. Verschiedene Personen brachten in den Galerieraum einen Gegenstand mit, der ihnen besonders viel bedeutet und für sie identitätsbestimmend ist. Diesen Gegenstand bewegten sie zunächst real von links nach rechts, anschließend mit geschlossenen Augen in imaginierter Form, als „Leerstelle" bzw. bloße Erinnerung an das mit gebrachte Objekt.
Dabei wurden die Personen gefilmt und fotografiert. Es entstanden ein ca. 75 minütiges Video und insgesamt 55 Fotografien, die vom 12. Januar bis 23. Januar 2016 nun erstmals in der Galerie Crone gezeigt und präsentiert werden.
Das Projekt nimmt direkten Bezug auf die aktuellen Themen Migration, Flucht, Vertreibung, Nationalität, Religion und Identität. Der Künstler will verdeutlichen, dass diese komplexen Probleme nicht nur in politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen gesehen werden dürfen, sondern sich am ehesten mit dem Konzept des Nomadismus begreifen lassen. Einem Konzept, bei dem sich eine neue Form der Nationalität herausbildet, die sich nicht mehr an Orten, sondern nur noch an Gegenständen und Erinnerungen festmacht - einem Zustand der Imagination.
Diesem Phänomen veränderter Identität sind die millionenfach vertriebenen Flüchtlinge auf der ganzen Welt heute ebenso ausgesetzt wie die modernen digitalen Eliten, die überall und nirgends zu Hause sind. Die einen erzwungen, die anderen freiwillig.
Lost Codes stellt also die Frage: Wo sind wir im globalen, unüberschaubaren, von Flucht und Vertreibung geprägten Zeitalter beheimatet? An Orten oder in unseren Köpfen?