27.03.2010 - 02.05.2010
Betritt man Martin Eders Porträtgalerie mit dem Titel "Ugly." erwarten einen in mittelalterliche Guckkästen gezwängte Damen, zu denen sich ein tierisches Duett aus Ziege und Mops gesellt hat. Wie bereits in seinen fotografischen Arbeiten konzentriert Martin Eder sich auf die Einzelfigur und überträgt dieses Vorgehen als atmosphärische Verdichtung nun in die Malerei. Denn anders als in früheren, illustrativen Inszenierungen teils mehrfiguriger Gruppen mit Kleintieren als Spielgefährten, bemühen sich hier ausschließlich Einzelkämpfer redlich um Standhaftigkeit im asketischen Dunkel. Der Titel ist Programm, man findet unter den Dargestellten weder Beauties noch Niedlichkeiten, vielmehr unansehnliche Hautrötungen und ratlose Gesichter.
Eine Angehörige dieses Kabinetts der Unzulänglichkeiten ist in eine Kutte gehüllt und hält eine Sense, die ebenso gut ein Besenstiel sein könnte. Eine weitere, entkleidete Halbfigur gibt sich unter ihrem langen Haar als Amazone zu erkennen. Dabei gewährt die pastos gemalte Fläche des Hintergrundes den dreidimensionalen Figuren keinen Raum für Bewegungsfreiheit, so dass die viel zu stark durchbluteten Hände die durch den Platzmangel verursachte physische Verwüstung andeuten. Mit Dix'scher Geste fuchtelnd muss sich eine im Babydoll schließlich in Embryonalstellung in ihre klaustrophobische Behausung quetschen.
Bei aller dem Genre des Porträts inhärenten Intimität, bleibt als letzte Hoffnung Empathie und gleichzeitig bekommt man es mit der Angst zu tun, die Damen könnten einen aus ihrer beklemmenden Behausung heraus anspringen. Das formlose Sitzen der Schattenwesen wird zum Ausdruck melancholischer Introspektion, wobei man sich fragt, ob die Portraitierten gerade aus einem unheilvollen Lusttraum oder einem dumpfen Albtraum erwacht sind. Am Ende ist man sich nicht recht sicher, ob die Zusammenkunft der Damenriege von R.E.M.'s "Everybody Hurts" oder einer schmetternden Heavy Metal Musik untermalt wird.