08.04.2011 - 05.06.2011
Carlfriedrich Claus (1930-1998) gilt als eine prägende Persönlichkeit der deutschen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1991 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste (West) berufen. Auch wenn er in Annaberg, in der erzgebirgischen Abgeschiedenheit, lebte und arbeitete, strahlte sein Werk weit über diese Region hinaus. Claus pflegte Verbindungen zu Künstlerkollegen in ganz Europa. Sie trugen dazu bei, sein Werk national und international bekannt zu machen. In der DDR hingegen konnte er lange Zeit nur in privaten Kreisen agieren; sein umfangreicher Briefwechsel wurde kontrolliert, Post und Büchersendungen wurden konfisziert. Erst mit der relativen Liberalisierung der Kunstpolitik der DDR und durch das unermüdliche Engagement von Künstlern, Literaten und Kunsthistorikern wie Werner Schmidt, Klaus Werner, Rudolf Mayer, Christa und Gerhard Wolf und anderen fand seine Arbeit seit Mitte der 1970er Jahre allmählich auch im eigenen Land Anerkennung.
Claus war einer der letzten großen Avantgardisten, die die geistigen und ästhetischen Disziplinen sowie die menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten in einem universellen, philosophischen und sozial-utopischen Zusammenhang verstanden.
Die von Matthias Flügge in Zusammenarbeit mit Brigitta Milde (Leiterin Stiftung Carlfriedrich Claus Archiv, Kunstsammlungen Chemnitz) kuratierte Ausstellung soll die geistige und formale Komplexität des Werkes dieses außergewöhnlichen Künstlers vor Augen und Ohren führen sowie sein transdisziplinäres Arbeits- und Lebensprinzip verdeutlichen. Die Ausstellung konzentriert sich auf die einseitigen und beidseitigen Zeichnungen, die den eigentlichen Kern des Werkes bilden. Darüber hinaus werden druckgrafische Mappenwerke, Briefe, Tagebücher, Film und weitere Archivalien zugänglich sowie Lautprozesse des Künstlers erfahrbar gemacht.