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Alfred Erhardt Stiftung


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10117 Berlin
Tel.: 030 200 95 333
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-21.00 Uhr

Alfred Ehrhardt: Malerei, Zeichnung, Grafik Teil I

28.11.2015 - 21.02.2016

Alfred Ehrhardt war ein universal talentierter Künstler. Er war Orgelspieler, Chorleiter, Komponist, Maler und Kunstpädagoge, bevor er, bedingt durch die Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933 aus der Hamburger Landeskunstschule, Fotograf, Dokumentarfilmer und Filmproduzent wurde. Nach dem Krieg wurde er vor allem durch seine vielprämierten Kultur- und Dokumentarfilme bekannt. Seine Gemälde und Zeichnungen hingegen, die er 1931 in einer umfassenden Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein ausstellen konnte, sind erst seit wenigen Jahren der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Umso erfreulicher ist es, dass nun in Berlin erstmals eine Auswahl des malerischen, zeichnerischen und grafischen Werks von Alfred Ehrhardt zu sehen sein wird. Der erste Teil der Ausstellung widmet sich schwerpunktmäßig der jüngeren Schaffensphase, während sich im Bauhaus-Jahr 2019 der zweite Teil auf den Einfluss durch das Dessauer Bauhaus konzentrieren wird.
Ursprünglich war Alfred Ehrhardt Lehrer für Musik, Rhythmische Gymnastik und Kunst an einem reformpädagogischen Landschulheim, das mit seinem innovativen, an der Avantgarde der Weimarer Republik orientierten Programm zu einem der kühnsten und wegweisenden Schulversuche der 1920er-Jahre wurde.
1926 wurde der 25 Jahre junge Ehrhardt mit der Ausmalung der Krypta der Klosterkirche zu Lamspringe betraut, der größten Barockkirche Norddeutschlands, wo er ein unglaublich aufwändiges Programm entwickelte. Seine Deckenmalereien wurden 1938 von den Nationalsozialisten weitgehend zerstört und übermalt, denen der neusachliche Stil zu modern war, aber mittlerweile sind sie wieder freigelegt. Ehrhardts Pastelle aus dieser Zeit verraten expressionistische sowie neusachliche Einflüsse. Einige seiner Farbholzdrucke mit Bergmotiven tragen mit ihren auf wenige Linien und Flächen reduzierten Stilisierungen Reminiszenzen des Kubismus, erinnern aber auch an Wenzel Habliks „Kristallbauten" aus der Zeit kurz nach der Jahrhundertwende. Habliks Formensprache und die seines Kollegen Bruno Taut von der Künstlervereinigung „Gläserne Kette" klingen bei den Radierungen noch deutlicher an. Ebenso schlägt in einigen grafischen Arbeiten das Stilvokabular von Franz Marc durch, der Ehrhardt während seiner noch tastenden malerischen Entwicklung ein wichtiges Vorbild war.
1928 kam eine radikale Wendung, nachdem Ehrhardt von seiner Schulleitung für ein Semester ans Bauhaus Dessau zur Fortbildung geschickt worden war. Er war nicht nur in Josef Albers' obligatorischem Vorkurs und lernte bei Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger, sondern er war ebenso als Hospitant und Hilfslehrer tätig. Zurück im Landschulheim, übertrug er Albers' Materialkundeunterricht auf die Arbeit mit seinen Schülern – ein heute unvorstellbares Experiment, das damals glückte. Diese Erfahrung brachte ihm 1930 die Anstellung als Dozent für Materialstudien an der Landeskunstschule Hamburg ein, die er bis zu seiner Entlassung 1933 inne hatte. Danach sollte Ehrhardt nie wieder zu Pinsel oder Zeichenstift greifen.
Die Werke seiner Bauhaus-Meister hinterließen in Ehrhardts Werk deutliche Spuren. Aber trotz der engen Anlehnung an deren Stilvokabular fand er mit seiner subtilen, filigranen Maltechnik zu einer eigenen, auf wenige Linien und Bildelemente reduzierten Bildsprache: „Eigenart und Eigenkraft der motorischen Linie gibt die Art der Gestaltung. Dieser Weg stellt das Stilisieren als geistiges Prinzip dar" (Alfred Ehrhardt). Seine materialhafte Oberflächenbehandlung verweist auf seine Vorkurs-Übungen, wie bei der Verwendung von pastoser Farbe, die er durch mechanische Eingriffe – mit dem Spachtel oder Pinselstil – plastisch strukturiert. Dabei ist Abstraktion für ihn nur Mittel zur Befreiung des Naturvorbilds von allem Unwesentlichen. Der Großteil seiner Malerei verbleibt gegenständlich, der Umriss von Menschen, Tieren oder Landschaften ist sinnbildhaft angelegt. Das verbindende Grundsymbol seiner Bilder ist das Element Wasser. Unentwegt tauchen in seinen Bildern Fische, Netze, Segelboote oder Wellenbewegungen auf. Aber auch die Lebe­wesen der Erde und der Luft bilden motivische Vorbilder. „Vom Vorbildlichen zum Urbildlichen" – diese Formel Paul Klees findet sich in Alfred Ehrhardts Bildfindungen zur Perfektion gereift.

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