Hanns Zischler ist als Schauspieler und Publizist bekannt. Seit 1970 arbeitet er im Windschatten seiner anderen Tätigkeiten auch als Fotograf. Seit den 1990er Jahren widmet er sich nach dem Kauf einer Rigby-pin-hole-camera (4 x 5 inch) verstärkt der Lochbildfotografie.
„Es geht bei dieser Art der Fotografie für mich darum, das fließende Spiel der bewegten Elemente (wie die Götter im Mythos sind es Wind, Welle und Wolke) mit den unbeweglichen Gegenständen zu überlisten und zu einem einzigen Zeitbild (von zwei Minuten und mehr) zu zähmen, ins Gehäuse zu locken und auf dem Planfilm in einem durchaus wörtlichen Sinn zu domestizieren. ‚Die Sonne bringt es an den Tag‘, sagte einmal Adelbert von Chamisso. Diese Maxime beschreibt hinreichend meine Arbeit mit der camera obscura. Die Wahl der Motive ist von kaum benennbaren Vorahnungen begleitet, die jenseits der bloß technischen Mutmaßungen über das Ergebnis – Schattenverlauf, Leuchtkraft der Farben, Ausmaß der Bewegungsunschärfe – liegen. Unverzichtbare Voraussetzung ist die ruhige Betrachtung, ehe an die Bestimmung des Standorts und der dort herrschenden Lichtverhältnisse zu denken ist. Die unmittelbar gegenüber der Blendenöffnung liegende Fläche empfängt mehr Lichtpartikel als die Ränder, so dass am Ende der Belichtung eine von der hellen, solaren Mitte des Bildes nach außen dunkler werdende, pulsierende Lichtstreuung zu beobachten ist. Die Frage der Schärfe bzw. Unschärfe ist aus physikalischen Gründen für diese Art der Fotografie unerheblich.“ (Hanns Zischler)