Rückte Michael Wesely mit seinen Langzeitbelichtungen bislang vor allem gesellschaftliche und urbane Prozesse in den Vordergrund, so verweist er mit seiner neuen Serie »Another pencil of nature – part 2« auf die Frühzeit der Fotografie im 19. Jahrhundert. Er entnimmt seinen eigenen, bereits archivierten Bildern Ausschnitte, die durch die Entgrenzung der dargestellten Motive neue Perspektiven eröffnen. So lenkt er den Blick stärker auf die Wirkung des Lichts und unterwandert die historisch verankerte Erwartung an die repräsentative Qualität des fotografischen Mediums. Die großformatigen Details sind virtuose Aufzeichnungen, die über die Idee der Abbildung weit hinausgehen und die überzeitliche, fast malerische Dimension des Fotografischen offenbaren. Mit dem Fokus auf das Naturdetail nehmen vertraute Motive den Charakter surrealer Erscheinungen an: der Blick in eine Baumkrone mutet wie eine Lawine an und wird zum atemberaubenden Naturschauspiel; der Himmel über den Bäumen des jüdischen Friedhofs erscheint im fotografischen Ergebnis wie von kosmischen Sonnenstrahlen durchwoben.