Ingar Krauss ist eine Ausnahmeerscheinung im Bereich der zeitgenössischen Fotografie. Bekannt geworden ist er mit eindringlichen Porträtaufnahmen von Kindern und Jugendlichen, die in seinen konzentrierten Kompositionen überaus präsent und zugleich entrückt erscheinen. Die Bilder umgibt eine melancholische Grundstimmung, die die Porträtierten aus ihren konkreten Zeitbezügen löst und universelle Fragen nach der Natur des Menschen aufwirft.
In der Orangerie der Anhaltischen Gemäldegalerie werden neben den Porträts vor allem ungewöhnliche Stillleben zu sehen sein, die im Zusammenhang mit seiner Beschäftigung mit frühromantischen Naturkonzepten und eigenen Expeditionen in das Reich der heimischen Garten- und Pflanzenwelt stehen. Mit diesen Werken knüpft Ingar Krauss an die ausgeklügelten Bezugs- und Bedeutungssysteme von Gegenständen an, die man seit der niederländischen Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts kennt und deren Tradition er durch Tiefe, Farbigkeit und Konsequenz der Komposition reflektiert. Pendelnd zwischen Heiterkeit und Vergänglichkeit werden sie durch die Hand des Fotografen symbolisch aufgeladen. Es sind aufrichtige und stille Naturobjekte, die in den Raum zu wachsen scheinen und somit weniger in der Tradition des memento mori stehen, als vielmehr das Leben selbst verkörpern.