12.07.2009 - 20.09.2009
Anke Feuchtenberger, 1963 in Ost-Berlin geboren, absolvierte zunächst ein Grafikstudium in Berlin-Weißensee und arbeitet seit 1997 freiberuflich in Hamburg.
Dort unterrichtet sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Ihr Stil ist einer kleinen Gruppe deutschsprachiger Künstler zuzuordnen, die seit den 1990er Jahren die etablierte Formensprache des Comics hinterfragt und eigene, radikale Entwürfe hinzufügt. Ihr Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Comics, Plakate, Druckgrafik, Kostüme und Marionetten. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Bücher und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Im Herbst 2008 erschien im gemeinsam mit dem italienischen Künstler Stefano Ricci gegründeten Mami-Verlag ein weiteres Buch mit Zeichnungen: wehwehwehsupertraene.de. Die Künstlerin erhielt 2008 mit dem "Max und Moritz-Preis" des internationalen Comic-Salons Erlangen die höchste Auszeichnung deutschsprachiger Comic-Kunst.
Ihre Bilder vertreten einen stark narrativen Ansatz, zeigen mehrschichtige Auseinandersetzungen mit dem weiblichen Körper: Wachstum, Fortpflanzung, Geburt; surreale Abstraktionen der Fremdheit im Eigenen. Eben das ist auch der Zugang. Die Zeichnungen sind von so beklemmender Intensität, dass sie mit einem Bild vielfache Geschichten einer absurd-vertrauten Welt erzählen, die versprachlicht Bände sprechen ließen.
Stefano Ricci, 1966 in Bologna, Italien geboren, lebt und arbeitet in Hamburg.
In seinen Zeichnungen verzichtet er weitgehend auf Illustrationen, in den Comics steht das Bild selbstständig im Mittelpunkt der Arbeit. In unterschiedlich langen Bildfolgen zeigt er Menschen und Tiere in knapp angedeuteten Räumen, meist in Schwarzweiß und Schattierungen. Durch die reduzierte, gegenständliche Darstellungsweise mit surrealen Effekten entsteht eine Atmosphäre, mehr Um- und Anriss als Erzählen von Geschichten. Diese stille Unbestimmtheit soll dem Betrachter eine subjektive Lesart ermöglichen. Den Schwerpunkt seines Werkes legt Ricci auf den Entstehungsprozess als solchen. Er dokumentiert den Prozess der Annäherung an die Zeichnung während der Arbeit. In der Arbeitsphase werden Skizzen nicht etwa von einem sogenannten Resultat einer bestimmten, gesuchten Form getrennt, sondern direkt auf das endgültige Papier gezeichnet. Hier werden Entwürfe hinterfragt, übermalt, manchmal gestrichen.
Ricci arbeitet mit verschiedensten Materialien und die so entstandenen sich überlagernden Schichten suggerieren eine Sichtbarkeit verdichteter Echt-Zeit. Die Ablagerung: eine ebenso sinnliche wie intellektuelle zeichnerische Befassung.
(Text: Lina Debs, kuratorische Assistenz)