August Macke Haus, Foto: Michael Sondermann
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

August Macke Haus

August Macke Haus, Foto: Michael Sondermann
August Macke Haus, Foto: Michael Sondermann

Bornheimer Str. 96
53119 Bonn
Tel.: 0228 65 55 31
Homepage

Öffnungszeiten:

bis Herbst 2017 geschlossen

Schießbude und Irrenhaus: Die Mappenwerke von Max Beckmann 1919–1922

06.02.2015 - 03.05.2015

Mitten in der unruhigen Gründungsphase der jungen Weimarer Republik schuf Max Beckmann in dichter Folge vier größere graphische Mappenwerke. Nach traumatischen Erfahrungen als Sanitätshelfer im Ersten Weltkrieg suchte der Künstler damals in Frankfurt a. M. einen Neuanfang. Ihm lag es fern sich wie so viele andere Künstlerinnen und Künstler politisch zu engagieren, auch über das Weltverbesserungspotential der Kunst machte sich Beckmann keine großen Illusionen, aber etwas Substantielles über den Zustand der Gesellschaft und des Menschen erfassen und künstlerisch spiegeln zu können, das trieb ihn an. Mit seiner harten Strichführung, dem scharfen Schwarz-Weiß-Kontrast und den verbarrikadierten Bildräumen, in denen seine Protagonisten oftmals wie eingesperrt wirken, fand Beckmann eine Sprache, die nicht abbildet, sondern deutend gestaltet.
Die Ausstellung im August Macke Haus, die erste monographische Werkschau Beckmanns in Bonn, ermöglicht mit hochkarätigen Exponaten aus der Bremer Kunsthalle, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, dem Düsseldorfer Museum Kunst Palast, dem Lindenau-Museum Altenburg und aus privaten Sammlungen eine fokussierte Begegnung mit seinen großen graphischen Zyklen.
Das früheste Mappenwerk, Gesichter, eine Zusammenstellung von Radierungen aus den Jahren von 1914 bis 1918, lässt erkennen, wie der Schrecken des Krieges tief in die Zivilgesellschaft hineinwirkt. In drastischen Bildern zeigt Die Hölle (1919) die Zerrissenheit und das verstörende Gewaltpotential der post-wilhelminischen Epoche. Die beiden folgenden Mappen Der Jahrmarkt (1921) und Berliner Reise (1922), virtuelle Spaziergänge durch die Welt des Zirkus und der Großstadt, legen Strategien der Maskeraden und des gesellschaftlichen Rollenspiels offen: Zwischen grenzenloser Amüsierlust und sozialem Elend erweisen sich die frühen zwanziger Jahre als eine Zeit unauflöslicher Widersprüche.
Max Beckmann arbeitete und kämpfte kompromisslos für seine Kunst. Dafür brauchte, suchte und fand er Förderer und Mitstreiter – Sammler, Galeristen, Händler und Verleger, die bereit waren, ihre eigene (wirtschaftliche) Existenz längerfristig mit dem ›Beckmann-Concern‹ zu verbinden, Risiken einzugehen, Durststrecken auszuhalten und auf Erfolge zu hoffen. Ausstellung und Katalog dokumentieren die intensiven und wechselvollen Beziehungen des Künstlers zu seinem Münchner Verleger Reinhard Piper, seinen Berliner Kunsthändlern J. B. Neumann und Paul Cassirer sowie dem Kunstkritiker Julius Meier-Graefe, die wichtige Rollen bei der Entstehung und Publikation der graphischen Werke spielten und maßgebliche Multiplikatoren der modernen Kunst waren.

KULTURpur empfehlen