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Badischer Kunstverein


Waldstraße 3
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721 28 226
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 11-19 Uhr
Sa,So,Fei 11-17 Uhr

Continental Drift

19.04.2013 - 08.09.2013

Der Badische Kunstverein zeigt von April bis September 2013 ein umfangreiches Projekt zur Konzeptkunst aus Kanada, insbesondere über die kunsthistorisch so bedeutenden Jahre zwischen 1965 und 1980. Die Ausstellung umfasst über 100 Künstlerinnen und Künstler auf allen drei Etagen des Gebäudes, darunter so wichtige Protagonisten wie Ken Lum, Jeff Wall, Ian Wallace, General Idea, Michael Snow, Joyce Wieland, Francoise Sullivan oder Garry Neill Kennedy.
Dieses ausgesprochen wichtige Kapitel kanadischer Kunst nach 1945 wurde in Europa bislang nicht thematisiert und viele der in der Ausstellung gezeigten Werke sind im europäischen Kontext erstmals zu sehen. Ziel ist, diese Kunstproduktion einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren und in einem internationalen Diskurs über Konzeptkunst zu verankern. Dazu wird das Projekt mit Partnern, Künstlern und Theoretikern aus aller Welt durchgeführt, gleichzeitig aber über Kooperationen vor Ort lokal eingebunden. Doch geht es der Ausstellung im Badischen Kunstverein um weitaus mehr: Das Projekt widmet sich einem der wichtigsten kunsthistorischen Phänomene des 20. Jahrhunderts – der globalen Ausprägung der Konzeptkunst mit ihren bis dahin noch nie da gewesenen internationalen Verflechtungen, ihren rhizomartigen Netzwerken und wechselseitigen Einflüssen sowie ihren spezifischen, lokal ausgebildeten Vorgehensweisen, die im Kontext der 1960er Jahre und deren revolutionären Entwicklungen in wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Belangen ihre eigenen Ziele verfolgten.
Das Interesse an den lokalen Ausprägungen des weltweit zu beobachtenden Konzeptualismus (in Osteuropa, Japan, Lateinamerika, Russland etc.) hat sich in jüngerer Zeit deutlich verstärkt, wie die wegweisende Ausstellung „Global Conceptualism“ im New Yorker Queens Museum of Art von 1998 verdeutlichte. In Kanada wurde ein groß angelegtes Ausstellungsprojekt zu diesem Thema durchgeführt, das in 2010 an der Universität von Toronto startete und dessen Recherchen die Karlsruher Ausstellung unter anderem nutzt, um die kanadische Konzeptkunst neu in den Blick zu nehmen. Die Ausstellung im Badischen Kunstverein präsentiert einzigartige Materialien und Werke aus zahlreichen Archiven, dem Privatbesitz von Künstlern und Sammlern sowie aus Museumsbeständen. Sie ermöglicht, die spezifischen Merkmale kanadischer Konzeptkunst zu entdecken – insbesondere die Rolle von Künstlerkollektiven und Netzwerken, aber auch den maßgeblichen Einfluss des kanadischen Medientheoretikers Marshall McLuhan. Mittels eines breiten Spektrums an unterschiedlichen Medien, die von Video über Film, Print und neue Medien reichen, beleuchtet die Ausstellung die unterschiedlichen künstlerischen Praktiken, die innerhalb der zeitgenössischen Kunst in Kanada von besonderer Wichtigkeit waren, sich aber auch mit den internationalen Entwicklungen immer wieder berührten.
Die Ausstellung umfasst eine Dauer von fünf Monaten und versteht sich als Prozess, der dem diskursiven und edukativen Ansatz des Kunstvereins gerecht wird. Nach der Hälfte der Laufzeit (Juli 2013) beginnt ein zweiter Teil des Projekts und die Ausstellung erhält eine andere Form: Neue Arbeiten kommen hinzu, andere bleiben bestehen und spezifischen Protagonisten wird eine größere Aufmerksamkeit zuteil – wie beispielsweise der kanadischen Künstlerin und Filmemacherin Joyce Wieland. Thematisch ist die Ausstellung in fünf eigenständige Themenkomplexe unterteilt. Die einzelnen Kapitel umfassen die konzeptuelle Auseinandersetzung mit politischen Implikationen von Sprache und Kommunikation, vom Körper (vor dem Hintergrund queerer und feministischer Denkansätze, Körperpolitik), von territorialen Festlegungen (Territorium: Mapping und Landschaft) und behandeln die Bildung von Netzwerken sowie kritische Untersuchungen im Bereich der Pädagogik.
Parallel zur Ausstellung bildet ein umfangreiches Veranstaltungs- und Diskussionsprogramm eine zweite wichtige Säule des Projektes. Jeder Themenkomplex wird durch Gastvorträge, Künstlergespräche, Seminare, Konzerte, Performances oder Filmscreenings begleitet und vertieft. Dazu werden kanadische, deutsche und internationale KünstlerInnen, TheoretikerInnen und KritikerInnen eingeladen. Eine Publikation im Magazinformat dokumentiert Ausstellung und Veranstaltungen.
CONTINENTAL DRIFT versteht sich als ein wichtiger Meilenstein innerhalb der internationalen Bestrebungen, sich mit der weiterhin so wichtigen, bislang aber noch unvollendeten Erforschung der Konzeptkunst zu befassen. Die Ausstellung möchte das diskursive Potenzial aufzeigen, das sich aus einem lokalen Blickwinkel ergibt und aus einer topografischen Situation heraus fundamentale Fragen aufwirft: von Vorstellungen von Geografie und Methoden der Zeitmessung – beides fundamentale Fragestellungen der Konzeptkunst – über die Idee der kritischen Distanz bis hin zu neuen Formen des Wissens.

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