04.07.2008 - 25.07.2008
Nose up! betitelt die Künstlerin Judith Hopf ihre Ausstellung im Badischen Kunstverein und markiert damit einen wichtigen Referenzpunkt für ihre neuen Arbeiten. In Nose up! nimmt die Künstlerin das Phänomen der Lügengeschichte mit unterschiedlichen Medien und Ausdrucksformen in den Blick. Ein in der Literatur häufig benutztes Symbol für die Lüge ist die menschliche Nase, deren unaufhörliches Wachsen in die Länge - wie bei Pinocchio - oder ihr plötzliches Abfallen aus dem Gesicht - wie in der Geschichte "Die Nase" von Nikolai W. Gogol - als Zeichen für Unehrlichkeit, Instabilität oder Kontrollverlust gewertet wird. Wie bereits in früheren Projekten geht es Judith Hopf auch in Nose up! um ein Ausloten gängiger gesellschaftlicher Konventionen. Die hier verwendeten Medien sind Video, Skulptur und Grafik. Ihr Fokus richtet sich dabei sowohl auf die Möglichkeiten als auch auf die Ausarbeitung eines widerständigen Potentials.
Judith Hopf versteht ihre künstlerische Praxis als Teil eines kollektiven Prozesses. Viele Projekte sind in Zusammenarbeit mit befreundeten KünstlerInnen und TheoretikerInnen realisiert worden. In den 1990er Jahren organisierte Hopf die "supersalons" in Berlin, eine Veranstaltungsreihe mit Frauen aus Kunst und Theorie, Film oder Mode. Seit 2003 entstehen mit der Filmemacherin Deborah Schamoni unter dem Namen "Atelier Hopfmann" Videos, von denen "Elevator Curator" (2005) und "Hospital Bone Dance" (2006) in der Ausstellung gezeigt werden.
In ihrer Beschäftigung mit der Rolle des Künstlers/der Künstlerin spielt die Freude an einer humorvollen Selbstinszenierung von Judith Hopf eine große Rolle - wie beispielsweise in der Figur der ‚europäischen Kuratorin‘ Elodie Schneider im Film „Elevator Curator“. Kennzeichnend für Hopfs künstlerische Projekte ist, dass sie Betrachtungs- und Denkweisen offen lassen, weder didaktische noch moralische Richtlinien vorzeichnen. Vielmehr liegt ihren Arbeiten ein spürbares Interesse an Pop-Ästhetik, Formensprache der Moderne und alltäglichem Geschmack zugrunde. Judith Hopf macht auf das aufmerksam, was fehlt, was plötzlich auftaucht oder Erwartungen konterkariert. In „Hospital Bone Dance“ gerät so der kontrollierte Alltag einer Krankenschwester durch mysteriöse Ereignisse aus den Fugen. Derartige Irritationen setzen sich nahtlos in der formalen Umsetzung im Ausstellungsraum fort. Etwa wenn die Grafiken „Nasen“ (2008) in der Tradition der Op Art einer Bridget Riley oder Bambusstämme aus fragilen Trinkgläsern realisiert werden. So wie sich die Nase als unstabiles Terrain des Körpers erweist, die Lüge vermeintlich geläufige Kommunikationsformen unterwandert, so verwirren die skulpturalen Akteure unsere vorgeprägten Wissens- und Rezeptionssysteme.