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Badischer Kunstverein


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Juliette Blightman / Ellie Epp: holding one`s own in an unfinished system

10.07.2015 - 06.09.2015

“holding one’s own in an unfinished system it simply stresses the multiples at play”
Der Titel dieser Ausstellung ist einem Text der kanadischen Künstlerin Ellie Epp aus dem Jahre 1987 entlehnt. Die unvollendeten Systeme, in denen sich Ellie Epp und die britische Künstlerin Juliette Blightman behaupten, sind vielfältig: Sie reichen vom Künstleralltag mit all seinen Zugeständnissen über die gesellschaftlichen Kontexte, die sie besetzen, bis zu den Kunstinstitutionen, die einen möglichen Rahmen für ihre jeweilige künstlerische Praxis bilden. Kunstinstitutionen sind in ihrer Funktion als Rahmen häufig unumgänglich, doch für Künstlerinnen und Künstler, deren Praxis sich im Alltagsleben entfaltet, haben sie bisweilen eine untergeordnete Bedeutung. Sowohl Blightman als auch Epp gehen in ihren Arbeiten fortlaufenden Projekten nach, deren Material sie aus ihrem Alltagsleben gewinnen. So tragen sie Texte und Bilder zusammen, ohne dabei ein potentielles Publikum im Sinn zu haben. Ihre wachsenden persönlichen Archive sind mal öffentlich zugänglich, mal nicht, und niemals in ihrer Gesamtheit zu sehen.
Kommt die Behauptung seiner selbst in einem unvollendeten System einem Rückzug gleich? Sowohl Epp als auch Blightman eröffnen ein in sich verknüpftes Verhältnis zwischen Öffentlichem und Privatem. So könnte man den Rückzug als eine Möglichkeit für die Künstlerinnen deuten, abwechselnd in und außerhalb des Sichtfeldes zu agieren: als Strategie, die ihnen einen greifbaren Ausweg bietet, aber zugleich immer auch eine Rückkehr ermöglicht – eine durchlässige Position, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb des Systems verortet.
Dieser archivarische Impuls in den Praktiken von Blightman und Epp resultiert in multiplen Momenten aus ihrem Alltag, die sich im Kunstverein materialisieren. Für Blightman wird eine Fotografie zunächst zur Studie eines Gemäldes, dann eines weiteren Bildes, bevor alle drei Arbeiten nebeneinander ausgestellt und wiederum fotografiert werden. Bei Epp wird ein episodischer Text, der einen Augenblick ihrer eigenen Geschichte aufzeichnet, zur Collage, die sich nicht nur aus ihren eigenen Worten zusammensetzt, sondern auch aus denen ihrer Familie, Freunde und Vorbilder – vergangenen wie gegenwärtigen.
Juliette Blightman (*1980 in London, Großbritannien) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre jüngsten Einzelausstellungen wurden u.a. gezeigt in Pied-à-terre, San Francisco (2015); Karma International, Los Angeles (2015); Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin (2015); Kunsthaus Bregenz (2014); International Project Space, Birmingham (2011); Kunstverein Arnsberg (2010); Künstlerhaus Stuttgart (2010), Irish Museum of Modern Art, Dublin (2010), Whitechapel Project Space, London (2007). Ihre Werke und Performances wurden u.a. von zahlreichen Institutionen präsentiert: Cubitt, London; Astrup Fearnley Museet, Oslo; Artists Space, New York; Parc Saint Léger Centre d’art Contemporain, Pougues-Les-Eaux; Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden; Tramway, Glasgow.
Ellie Epp (*1945 in Nord-Alberta, Kanada) lebt und arbeitet im Okanagan Valley, British Columbia, Kanada. Nach ihrem B.A. in Philosophie, Psychologie und Englisch erlangte sie den Postgraduiertenabschluss in Filmwissenschaften an der Slade School of Fine Art, University College London. Epp, vor allem als Experimentalfilmemacherin bekannt, wandte sich vor 20 Jahren wieder der Philosophie zu, um neue Möglichkeiten der Annäherung an die Epistemologie von Wahrnehmung und Repräsentation auszuloten. Ihre Doktorarbeit in Neurophilosophie schloss Epp 2002 auf Grundlage ihrer Web-Monografie „Being about: perceiving, imagining, representing, and thinking“ ab. Ihre jüngsten 16mm-Filme wurden u.a. gezeigt bei: If I Can’t Dance, I Don’t Want To Be Part of Your Revolution, Amsterdam (2014) und beim Cortisane Festival, Ghent (2012).

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