13.09.2007 - 07.01.2008
Unter dem Titel NEUE HEIMAT - BERLIN CONTEMPORARY zeigt die Berlinische Galerie eine umfangreiche thematische Ausstellung zur zeitgenössischen internationalen Kunstszene Berlins. Die Verortung des Individuums in einer von Mobilität und Migration geprägten Welt ist eine Herausforderung unserer Gegenwart: In einer Zeit kultureller Deplatzierung und globaler Heimatlosigkeit steht die Suche nach transnationalen und mentalitätsgeschichtlichen Identitäten mehr denn je im Vordergrund.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnet sich gerade in der Kunst eine zunehmende Auseinandersetzung mit Inhalten wie Heimat, Exil, Fremdsein und Globalisierung ab, weit entfernt von volkstümlichen Klischées und Stereotypen des Heimattümlichen.
Die in der Ausstellung NEUE HEIMAT vertretenen 29 Künstler unterschiedlichster Nationalitäten haben eigens zu dieser Thematik Arbeiten entwickelt; andere Werke sind in den letzten Jahren entstanden oder werden erstmals in Berlin gezeigt.
"Heimat" ist nicht territorial gebunden. Berlin als einer der weltweit wichtigsten Produktionsstandorte zeitgenössischer Kunst und kreativer Schmelztiegel internationaler Künstler fungiert im Rahmen der Ausstellung beispielhaft als prominente Plattform künstlerischer und kultureller Identitätsfindung.
Bei den präsentierten künstlerischen Positionen geht es nicht darum, die NEUE HEIMAT abzubilden, sondern vor allem anhand der vier inhaltlichen Schwerpunkte Architektur, Natur, Dinge und Mobilität ein gedankliches und sinnlich-metaphorisches Verhältnis zum jeweiligen Heimatbegriff in den unterschiedlichen Medien anschaulich zu machen.
Architektur
An der Fülle installativer Arbeiten in der Ausstellung wird deutlich, wie sehr das Verständnis von Heimat mit Behausung im weitesten Sinne verbunden ist. Das Heim als etwas Gebautes und Bewohntes ist Zufluchtsstätte und Vermittler zwischen innerer und äußerer Welt. Die Suche nach neuen Formen provisorischer Besetzung und Territoralisierung sowie die künstlerische Definition von Lebensraum sind dabei gleichermaßen präsent wie ein tiefgreifendes Unbehagen gegenüber zeitgenössischer Architektur.
Natur
Heimat wird oft direkt mit einer bestimmten Landschaft assoziiert, als Ort der Sehnsucht und Harmonie. Diese Idylle, also die Emotionalisierung einer “schönen Natur”, impliziert die verklärte Idee von Ursprünglichkeit und verlorenem Paradies. Aus dem Verlust der Natur und der zivilisationsbedingten Entfremdung des Menschen ihr gegenüber resultiert ein zunehmendes Gefühl der Bedrohung und fundamentalen Heimatlosigkeit.
DingeHeimat ergibt sich auch im Umgang mit den alltäglichen Dingen, die man sich zu eigen macht und die damit zum Zeichen des individuellen Lebens werden. Die Dinge werden in der Vertrautheit zur Chiffre einer gelebten Existenz und zur Selbstreferenz am realen Objekt.
Mobilität
In einer Zeit der wirtschaftlichen wie kulturellen Globalisierung und ihres Imperativs der Flexibilität stellt sich umso mehr die Frage nach der eigenen Identität. Die nomadische Existenz wird in einem Zustand der Bewegung erfahren und im Motiv der Wanderung die eigene Unbehaustheit und Endlichkeit gespiegelt. Heimat erscheint nur mehr als Utopie.
Die Ausstellung integriert die Preisträger des diesjährigen GASAG-Kunstpreis, der von der GASAG in Zusammenarbeit mit der Kunstfabrik am Flutgraben e.V. verliehen wird.
TEILNEHMENDE KÜNSTLER
Nevin Aladag (Förderpreis GASAG), Michel de Broin, Christina Dimitriadis, Martin Dörbaum, Markus Draper, Paul Ekaitz, Nina Fischer und Maroan el Sani. Christine de la Garenne, Eva Grubinger, Erla Haralsdóttir und Bo Melin, Mona Hatoum, Anton Henning, Jeroen Jacobs, Takehito Koganezawa, Lucas Lenglet, Via Lewandowsky, Tea Mäkipää, Birgit Ramsauer, Mandla Reuter (GASAG Preisträger), Miguel Rothschild, Michael Sailstorfer, Yehudit Sasportas, Florian Slotawa, Costa Vece, Maria Vedder, Jorinde Voigt (Förderpreis GASAG), Brigitte Waldach.