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Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e. V. - Ausstellungspavillon auf der Freundschaftsinsel


Friedrich-Ebert-Straße / Freundschaftsinsel
14467 Potsdam
Tel.: 0331 270 34 42
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 12.00-18.00 Uhr

Alien: unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

12.06.2011 - 31.07.2011
Für wen gibt es eigentlich Malerei? Für Kunsthistoriker, damit sie Material für ihre Enzyklopädien haben? Für die Touristen, die in Reisebussen vor den Louvre oder die Nationalgalerie gefahren werden, um zwischen Stadtrundfahrt und Abendprogramm ein bisschen Kultur zu konsumieren? Oder für die Happy Few, die gelangweilten Reichen, von denen aufgeregte Journalisten erzählen, sie kauften in Miami millionenschwere Kunst zwischen zwei Pool-Parties ein? Im zweiten Teil der 2009/2010 begonnenen Ausstellungsreihe "Collecting Evidence" zeigt der Brandenburgische Kunstverein 15 Werke aus der Kienzle Art Foundation, einer Stiftung des Berliner Sammlers Jochen Kienzle. Dabei geht es um die Frage, die den Sammler und den Kurator der Ausstellung gleichermaßen bewegt und betrifft: Wie nah kommen uns die Werke eigentlich und wie eng kann unser Verhältnis zu ihnen werden? Erfährt man von den "Audioguides" der Museen die Wahrheit über die Kunst? Und ändert diese Wahrheit sich, wenn man die Kunst zu Hause zwischen Esstisch und Schlafzimmer an den Wänden aufhängt? Kann der Sammler die Bilder besser erklären, mit denen er täglich lebt? Oder haben der Museumskurator und der Kunstkritiker Recht, wenn sie bemüht sind, das Befremdliche oder Geheimnisvolle zu dechiffrieren, um mit praktischen Hilfestellungen schwierige Kunst einfacher zu machen? "Alien - unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" (wir haben uns den Titel von Ridley Scotts erstem Alien-Film entlehnt) geht davon aus, dass die Bilder, die nun im Ausstellungspavillon auf der Potsdamer Freundschaftsinsel - umgeben von einem historischen Gartenidyll - ausgestellt werden, Fremde sind. Sammler und Kurator glauben, dass sich die Werke nicht vollständig erklären lassen. Oder vielmehr: Dass es viele Erklärungsversuche, aber keine fertige Erklärung gibt. Es gibt viele Worte, die sich über Bertold Mathes paradoxe Geometrien, seine abgezirkelten und sofort demontierten Raster und Flächen machen lassen. Doch auch die gewichtigste historische Einordnung zieht keinen Schlussstrich unter unsere Empfindungen und Wahrnehmungen, wenn wir allein vor der Leinwand die Farbe betrachten. Kunst macht Arbeit, sagt eine Binsenweisheit. Könnte es nicht sein, dass uns diese Arbeit niemand, auch kein Experte abnehmen kann? Dass wir zu Forensikern werden müssen, um die Beweisketten schließen, die Indizien verbinden zu können? "Alien" dreht den Spieß versuchshalber um. Wir versuchen gemeinsam mit dem Sammler, nicht Erklärungen zu verteilen, sondern auf das uns Unerklärliche hinzuweisen. Ist Louise Fishmans ledriges Stück Malerei auf dem schmalen Grat zwischen Skulptur, ästhetischer Verweigerung und verletzlicher Brüchigkeit überhaupt nüchtern auf den Begriff zu bringen? Was verbirgt sich zwischen Marieta Chirulescus rasterhaften Pinselstrichen? Warum ist eine Lücke in Gary Stephans Bild? Kann ein verwittertes Stück Abstraktion zu einem Vexierbild und abstrakten Meisterwerk werden? Die Ausstellung zeigt 2 Zeichnungen, 1 Fotografie und 12 Gemälde und beschreibt die Paradoxa, die Rätsel und Seltsamkeiten, die wir an ihnen beobachten. Wir bitten das Publikum um Stellungnahmen und sachdienliche Hinweise und legen zu diesem Zweck Formulare aus. Das tun wir nicht mit dem Trickreichtum der Museumspädagogen, damit die Besucher herausfinden, was wir schon wissen. Sammler und Ausstellungsmacher erhoffen sich vielmehr, dass die Summe der Beobachtungen am Ende mehr über unseren heutigen Umgang mit Malerei, ihre Funktion und unsere Lesweisen aussagen wird, als wir zu Ausstellungsbeginn wussten. Insofern ist "Alien" eine dreiseitige Ausstellung: Sie zeigt eine Kunstsammlung höchster Qualität, sie ist ein Kabinett voller Schönheit und Irritationen und sie ruft drittens als Partizipationsprojekt zur Mitarbeit auf. Mit völlig ungewissem Ausgang - wie die waghalsige Kunst der Malerei selbst.

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