Eine kleine Sensation wurde im Nachlass von Lothar-Günther und Diethild Buchheim geborgen: ein aufreizend daliegender weiblicher Akt – eine Farbstiftzeichnung von Gustav Klimt. Zudem ist es gelungen, eine Reihe von Aquarellen und Zeichnungen von Auguste Rodin von einem privaten Leihgeber zu bekommen. Mit seinen Arbeiten auf Papier hat Rodin als Entdecker einer von Stilisierungen und Idealisierungen befreiten Darstellung weiblicher Verführungskraft zu gelten, die schulbildend war. Nach ihm wollten viele Künstler der Moderne zu einer unmittelbaren, natürlichen Erotik vordringen. Gustav Klimt, der 1902 in Wien Rodin begegnete, war einer der ersten, der diesen obsessiven Ansatz weiterverfolgte und zu anmutiger Schönheit führte. Sein erotisches Werk verfügt über eine international kaum zu überbietende Strahlkraft. In Deutschland griffen Expressionsten wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein und Otto Mueller den Ansatz auf. Ihre Skizzen und Gemälde von nackt sich an Badeseen tummelnden Mädchen sind gleichermaßen legendär wie problematisch: Heckels und Kirchners Umgang mit dem kindlichen Modell Fränzi erregt Missbrauchsverdacht. In einer kleinen Kabinettausstellung im Grafikkabinett ist diese kunsthistorische Linie von Rodin über Klimt bis zur Brücke an Sammlungsstücken und Leihgaben auf das Schönste nachvollziehbar.