Engel sind nicht von dieser Welt, und doch glauben wir zu wissen, wie sie aussehen und was sie tun. Vollkommen, wie sie sind, lassen sich diese geflügelte Wesen dennoch nicht fassen. Als Himmelsboten und Beschützer der Menschen wurden sie uns überliefert, und vor allem Theologen und Künstler aller Zeiten haben sie zu begreifen versucht. Auch die diesjährige Weihnachtsausstellung der Burg Beeskow möchte gleichsam die Himmelspforte einen Spalt öffnen: ab dem 19. Dezember 2014 wird man hier dem Engel in zahlreichen Ausdeutungen begegnen können.
Dabei tragen heute nicht mehr nur erhabene Himmlische Heerscharen, sondern überaus menschliche Engel, die in unser Leben zur rechten Zeit am rechten Ort eingreifen, das Gute in die Welt. So meinte Rudolf Otto Wiemer in seinem 1986 veröffentlichten Gedicht, dass Engel „nicht Männer mit Flügeln sein müssen“: „Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.“ Diesen Leitspruch zu eigen gemacht haben sich auch jene Maler, Grafiker und Bildhauer aus Berlin und Umgebung, die dem Aufruf der Burg Beeskow gefolgt sind und hier zum Jahreswechsel ausstellen wollen: Ihre „Wächter“, „Sterntaler“ und kindlichen Putten werden für zweieinhalb Monate den alten Dachstuhl der Burg bevölkern. Hinzu kommt eine Auswahl von bezaubernden Volkskunst- und Laienarbeiten, darunter naive Holzskulpturen aus Polen, wo das Schnitzen christlicher Figuren seit den 1970er Jahren Tradition hat. Aufwarten wird man aber auch mit Kostproben aus der breit gefächerten Literatur über Engel und engelsgleiche Gestalten, ebenso mit klassischen und zeitgenössischen Beispielen aus Musik und Film. Zur Eröffnung am Freitag, dem 19. Dezember 2014, um 17 Uhr darf man sich zudem auf den Auftritt des Beeskower Blockflötenconsorts freuen.