Auf dem Weg zu sein, konzentriert und nicht übereilt oder gar von fremdem Antrieb gesteuert – so ließe sich die künstlerische, steter Veränderung unterworfene Arbeit von Hans-Georg Wagner umschreiben. Seinen Wegmarken kann folgen, wer die Ausstellung des Bildhauers und Grafikers ab dem 1. Juni 2013 auf Burg Beeskow besucht.
Der Weg und die Bäume am Wegesrand. Für den Holz-Bildhauer ist kein Baum wie der andere, und doch jeder Baum wie ein Abbild seiner Selbst: Aus einem Stamm wachsen mehrere starke Äste, die sich wiederum nach allen Richtungen hin verzweigen; das Blätterdach krönt und gibt dem Ganzen sinnhaften Halt. Ebenso sind aus der handwerklichen Begabung Hans-Georg Wagners – er hat Tischler gelernt – mehrere Lebensaufgaben erwachsen: er ist Bildhauer, Grafiker und Zeichner, zudem Möbeldesigner, aber auch Autor und schließlich ein Kanute, der nach indianischem Vorbild seine eigenen Boote baut.
Wenn er Kunst aus dem Baum schlägt, ist es also, als bearbeite er sich selbst. Die Bildung zum Künstler, zur Selbst-Erkenntnis, wird wichtiger als das oft genug allein dem Geschmack unterworfene fertige Kunstobjekt. Was so entsteht, sind archaisch wirkende Figuren, achtsam behandelte, in sich ruhende Male mit fast dokumentarischem Charakter oder aber kalligrafisch anmutende Reliefs, die auf transparentes, für japanische Raumteiler (Shōji) gefertigtes Papier mit der Hand abgerieben werden und auf diese Weise ihre Bewegung übertragen.
Dies alles dient weniger einer inneren, alle Zweifel zerstreuenden Einkehr. Vielmehr begreifen wir, dass (Selbst-)Verletzungen uns formen und Gewissheiten nicht zu haben sind. Hans-Georg Wagner markiert uns einen – seinen eigenen und allzu menschlichen – Weg, dem der Betrachter gern zu folgen bereit ist.