c/o Berlin, (Foto: David von Becker)
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Pepa Hristova:Fremde im eigenen Land

24.05.2008 - 22.07.2008
Stark durch Geschlossenheit, abgeschottet in rituell-traditionellen Lebensrhythmen, zurückgezogen von der Außenwelt – die muslimische Minderheit Bulgariens ist in Europa weitgehend unbekannt und besitzt eine ganz andere Lebensanschauung als die westliche. Auf der Suche nach einem europäischen Werteverständnis nähert sich die Fotografin Pepa Hristova in poetischen Fotografien den Muslimen in ihrem Heimatland. Ihre inszenierten Porträts sowie Momentaufnahmen von religiösen Feierlichkeiten wie Hochzeiten oder Beschneidungsfesten durchbrechen die Sprachlosigkeit einer nationalen Minorität. In ihrer Reportage dokumentiert sie die Gefühle, Sehnsüchte und Ängste der Abgebildeten und spiegelt so die Identität und Entwurzelung, Würde und Werte dieser Bevölkerungsgruppe am Rand der Europäischen Union wider. Untereinander sind die fast eine Millionen bulgarischen Muslime, die dreizehn Prozent der Bevölkerung ausmachen und in der Vergangenheit aufgrund ihrer Religion unterdrückt wurden, eine starke Gemeinschaft, innerhalb ihres Landes leben sie aber sehr isoliert. Der Frage nach Identität und Integration erforscht Hristova vor allem in der Suche nach dem Besonderen und Absurden im Alltag und in der Lebensrealität der Menschen. „Indem ich alltägliche, für die Menschen dort völlig unspektakuläre Situationen festhalte und darin etwas Besonderes sehe, hole ich etwas zumeist Verborgenes an die Oberfläche. Ich hatte das Bedürfnis, das bulgarische Bewusstsein zu ergründen und zu verstehen. Was mich beschäftigte, waren Themen wie Wärme, Sehnsucht, Schönheit, Poesie, Kindheit, Humor, aber auch Melancholie, Absurdität, Trauer, Angst." So reflektiert Hristova mit ihren eindringlichen Fotografien Minderheitenfragen und Nationalismus, Identitätsforschung, Migration und die Entwicklung des Islam auf dem Balkan. Stilistisch verbindet Hristova subjektive mit journalistischer Fotografie. Die festgehaltenen Momente zeigen die Porträtierten verharrt in einem verinnerlichten Zustand, abgetrennt von der jeweiligen Umgebung und Gemeinschaft. Das Thema der Isolation wird durch bewusst gesetztes Licht zur Hervorhebung der Porträtierten auch in der Bildkomposition aufgegriffen und verstärkt. Mit dieser Konzentration auf das Individuum betont Hristova dessen Verletzlichkeit, die ohne den schützenden Boden der Gemeinschaft deutlicher zum Vorschein gebracht wird. Hristova konzentriert sich so auf das Wesentliche und verleiht den einzelnen Lebensgeschichten und Personen einen präzisen Ausdruck von fast filmischer Qualität. Die Momentaufnahmen haben zwar eine dokumentarische Anmutung, verlieren jedoch durch das künstlich gesetzte Licht ihren rein beschreibenden Charakter. Pepa Hristova wurde 1977 in Sevlievo, Bulgarien, geboren und studierte an der Universität Soafia Germanistik. Nach ihrem Umzug nach Deutschland studierte sie von 1999 bis 2006 Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Seit 2006 ist sie Juniormitglied bei OSTKREUZ Agentur der Fotgrafen in Berlin. Pepa Hristova lebt und arbeitet in Hamburg.

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