22.06.2008 - 31.08.2008
Überall ist Mittelalter – Das wird inzwischen auf fast jedem Stadtfest vermittelt. Der Trend, an solchen Festen Gruppen auftreten zu lassen, die in mittelalterlich anmutenden Kostümen häufig ein lautes Spektakel zur Gaudi des Publikums veranstalten, ist ungebrochen. Nur selten hat das etwas mit der eigentlichen Realität des Mittelalters zu tun. Da diese gespielten Klischees aber zunehmend das Bild jener Epoche beim Publikum prägen, will das Clemens-Sels-Museum Neuss mit der Ausstellung: „Expedition ins Mittelalter - Eine Mitmachausstellung“, diesem falschen Geschichtsbild entgegenwirken. Insbesondere richtet sich das Projekt an Familien mit Kindern sowie an Schulen. Denn gerade die jungen Besucher sollen in Form einer Mitmachausstellung, bei der sie in die Rolle von Forschern schlüpfen und eine Zeitreise antreten, in nachvollziehbarer Weise erfahren, wie es damals wirklich war. Die Ausstellung ist ebenfalls für Erwachsene spannend. Nicht nur, weil sie hier viel Neues über das angeblich „dunkle“ Mittelalter erfahren, sondern, weil auch sie gern Dinge begreifen möchten, um sie verstehen zu können.
Grundlage dafür ist das Leben im spätmittelalterlichen Neuss, in das nicht nur junge Besucher eintauchen können, wenn sie eine Zeitschleuse durchschritten haben. In dieser werden sie sich verkleiden und von der Gegenwart in die Vergangenheit zurückreisen können. Auf ihrem Weg erleben sie, wie sich die Stadt verändert hat und wie die Menschen im Spätmittelalter aussahen. Auch erhalten sie Informationen zu den Lebensverhältnissen und zur Sprache der Menschen in Neuss. So eingestimmt, betreten sie das Neuss des 15./16. Jahrhunderts.
In begehbaren Inszenierungen können sie nun den mittelalterlichen Alltag in Neuss entdecken, ausprobieren und erforschen. In einer Kulissenstadt erleben sie an Hand von Nachbildungen mittelalterlicher Gerätschaften, anschauliche Modelle, Experimentier- und Spielstationen zum Beispiel aktiv den Güterumschlag im Hafen, den Aufbau der Stadtbefestigung, das Leben der Handwerker und Kaufleute sowie das geschäftige Treiben auf dem Markt. Ferner lernen sie in der Inszenierung zum Rathaus etwas über erste demokratische Strukturen in Form der bürgerlichen Selbstverwaltung sowie über die Bedeutung der Stadt und ihre territoriale Zugehörigkeit. Selbstverständlich erfahren sie auch, dass Neuss eine Münzprägestätte und ein Pilgerzentrum war.
Ein eigener großer Inszenierungsbereich wird sich dann mit den Themen Wohnen, Kleiden, Essen und Trinken sowie Hygiene beschäftigen. Im Vordergrund steht dabei die Tatsache, dass die meisten Bürger auch Landwirtschaft betrieben und dass Neuss nicht nur ein wichtiger Handelsplatz für landwirtschaftliche Produkte, sondern auch ein bedeutender Mühlenstandort war. Damit wird zugleich verdeutlicht, auf welchen wirtschaftlichen Grundlagen sich Neuss zur heutigen „food city“ entwickeln konnte.
Neben den zahlreichen Möglichkeiten der eigenen Erkundung des mittelalterlichen Lebens in Neuss wird den jungen Besuchern wie den Erwachsenen ein spannendes Begleitprogramm zu folgenden Themen angeboten:
- Töpfer und Töpfern in Neuss
- Spinnen und Weben
- Mühlen und Mehl
- Pilger unterwegs nach Neuss
- Mittelalterliche Lieder und Kinderspiele
- Aufstieg und Fall der Stadt Neuss
- Mittelalterlicher Schmuck
- Bunte Fensterbilder
- Schreibwerkstatt
- Kindergeburtstage mit einem mittelalterlichen Mahl und Spielen
