Das Verborgene Museum (Foto: KULTURpur)
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Das Verborgene Museum e.V.

Das Verborgene Museum (Foto: KULTURpur)
Das Verborgene Museum (Foto: KULTURpur)

Schlüterstr. 70
10625 Berlin
Tel.: 030 3 13 36 56
Homepage

Öffnungszeiten:

Do-Fr 15.00-19.00 Uhr
Sa-So 12.00-16.00 Uhr

Monique Jacot: Reportage und Tagträume

09.10.2014 - 01.03.2015

Das Verborgene Museum zeigt die erste Retrospektive in Deutschland mit Fotografien der Schweizer Fotografin Monique Jacot. Monique Jacot (geb. 1934) gehört zu den stilbildenden Fotografinnen und Fotografen der Schweiz nach 1945. Ihr Interesse an Stadt und Menschen, an Gegensätzen und Überraschungen im Alltag des alten Europa hat sie in vielen Fotoreportagen für Magazine wie »Die Woche«, »DU«, »Annabelle«, »Elle«, »Réalités«, »Vogue« u. a. dokumentiert. Daneben ist sie Vertreterin einer Kunstfotografie, in der sie ihre Neigung zum Experiment und die Begeisterung fürs Detail mit unbestechlicher Genauigkeit zum Ausdruck bringt. Das Verborgene Museum zeigt nun zum ersten Mal in Deutschland ca. 120 Arbeiten der Schweizer Fotografin, Bei-spiele aus allen Schaffensphasen – Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Polaroids, Transfers und Fotogramme.
Im eigenen Land gilt die Schweizerin Monique Jacot als Reportage-Fotografin, Rebellin und Realistin und pflegt doch zugleich ihr Faible für hintersinnige, fotografisch-poetische Bildgeschichten. In diesem Spagat zwischen gesellschaftlichem Engagement und schöpferischer Intuition ist sie bis heute aktiv und stets auf der Suche nach inneren und äußeren Bildern.
Unmittelbar nach ihrer Ausbildung (1953-56) an der von Gertrude Fehr geleiteten École des Arts et Metiers in Vevey, löst sich die in Neuchâtel geborene Monique Jacot von den Vorgaben der klassischen Atelierfotografie in der Nachfolge der neuen Sachlichkeit. Noch während des Studiums bricht sie immer wieder aus der schulischen Enge aus. Sie entscheidet sich gegen das Fotografieren im Studio für die Suche nach Motiven auf der Straße, nach unbeachteten Begebenheiten im Alltag und nach Orten, an denen Menschen zu Spiel und Unterhaltung zusammenkommen wie im Zirkus oder im Theater des weltbekannten Pantomimen Dimitri. Mit diesen Motiven hatte sie Erfolg und konnte sich schon bald selbständig machen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg neuen Illustrierten und internationalen Zeitschriften wie u.a. »Die Woche«, »Du«, »Annabelle«, »Elle«, »Réalités« und »Vogue« suchten nach diesen Bildwelten des neuen Lebensgefühls.
Gleichsam eine zweite Schule künstlerischer Fotografie bedeutete für Monique Jacot der kontinuierliche Austausch mit Fotografinnen und Fotografen aus dem Umfeld der »Agentur Magnum« - mit Henri Cartier-Bresson, Martine Franck, Robert Frank, Josef Koudelka und Anna Farová - und bis heute gehört das Sprechen über Fotografie zu ihrem Selbstverständnis als Fotografin. In diesem Sinn verstand sie auch ihre Zugehörigkeit in der von Anita Neugebauer 1976 in Basel gegründeten, internationalen Fotogalerie »photo art basel«.
Jahrzehnte lang war Jacot mit der Leica für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Krisengebieten unterwegs, um unzureichende sozial-hygienische Verhältnisse zu dokumentieren. Es waren Aufträge, die für sie eine finanzielle Grundsicherung bedeuteten, die sie aber auch mit weltweit prekären sozialen Verhältnissen konfrontierten. Der tägliche Kampf um Auftrag und Realisierung von Fotoreportagen vor Ort und in vielen Teilen der Welt, in den USA, der Sowjetunion, in England, Frankreich und im fernen Osten hat aus Monique Jacot seit Ende der 1950er Jahre eine der arriviertesten Fotojournalistinnen in Europa gemacht. Nicht zuletzt hat sich bei dieser Arbeit ihr soziales Gewissen und die Überzeugung vom gesellschaftlich relevanten Bürgerengagement manifestiert. Die andere Seite des harten Lebenskampfes hat Jacot schon immer in der Natur gefunden, in unberührten Landschaften: an Seen, in Wäldern, den heimischen Weinbergen und im rauen Gebirge.
Dass sich Monique Jacot für die Sache der Frauen stark gemacht hat, hat sie nicht nur mit ihren Aufnahmen von Demonstrationen für die Rechte der Schweizerinnen, dem Zyklus »Printemps de femmes. Wir sind so frei. 1991-1993« bewiesen. Über Jahre hat sie die Arbeit von Frauen in Büros und Fabriken unter dem Titel »Cadence – L‘usine au féminin« (Fabrikarbeiterinnen – Leben im Akkord,1991-1999) dokumentiert und Frauen auf dem Land (»Femmes de la terre«, 1984-1989) begleitet. Fünf Jahre über dauerte die breit angelegte Fotostory über die Bäuerinnen und ihre Familien, deren Lebens- und Arbeitsrhythmus sie nicht nur im Bild festgehalten hat, die sie wiederholt besucht, interviewt und mit denen sie das Ergebnis ausführlich diskutiert hat. Diese fotografischen Langzeit-Projekte sind ein ebenso ungeschminktes wie einfühlsames Panorama vom Alltag in der Landwirtschaft - schonungslos, aber immer voller Achtung gegenüber den Protagonistinnen.
Monique Jacot ist eine Fotografin der Extreme: Von der Realität fasziniert und abgestoßen zugleich sucht sie die Stille und den Zufall beim Experimentieren in der Dunkelkammer. Es entstehen die sogenannten Transfers von Polaroid-Negativen in überraschenden Tonungen und Farbabstufungen; es sind Originale, deren Aussehen Auge und Hand der Fotografin nicht absolut beeinflussen können, weil hier der Zufall der chemischen Substanzen mitwirkt. Personen verschwinden aus dem Bildrepertoire, in dem tierische und pflanzliche Elemente überwiegen. Die Materie tritt vor, die Realität zurück.

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