Das Verborgene Museum zeigt ausgewählte Fotografien der Tänzerinnen Tilly Losch (1903-1975) und Hedy Pfundmayr (1899-1965). Ausgangspunkt der Ausstellung ist ihr gemeinsamer Auftritt im Jahr 1927 bei den Salzburger Festspielen, für die sie Händetänze kreiert haben, die zu ihrem Markenzeichen wurden und Geschichte geschrieben haben.
Tilly Losch, die im Fach der weiblichen Verführerin Aufsehen erregt hatte und Hedy Pfundmayr, die häufig in Hosenrollen auftrat, entwickelten Händetänze zusammen mit dem jungen Harald Kreutzberg und bedienten damit den damals herrschenden Kult um die Hände. So heißt es in einer Rezension: »Man sah vom Scheinwerferlicht beleuchtet nur die zwei blassen, schmalen Hände, die für sich allein zu leben schienen, die ein Spiel aufführten, darin Verrücktheit und Andacht, geheimnisvolle Laster und schmerzliche Sehnsucht sich atemberaubend mengten«. In Portrait- und Tanzaufnahmen der 1920er Jahre fanden Hände besondere Beachtung und in ihnen wurde wie im Spiegel der Seele gelesen.
Im Zentrum der Ausstellung zum Thema "Tanz und Hände" stehen Fotografien von Tilly Losch und Hedy Pfundmayr, die um 1925 als privat und beruflich »unzertrennliche Balletteusen« galten. Verschiedenste Wiener Fotografinnen und Fotografen hielten die Momente während oder im Umfeld des Tanzes fest: von Trude Fleischmann, in der Claire Bauroff eine kongeniale Fotografin gefunden hat, Rudolf Koppitz, dessen Elektra-Serie mit Hedy Pfundmayr bis heute besticht, Grete Kolliner, die auf Tanz- und Theaterfotografie spezialisiert war, bis zu Madame d'Ora (Dora Kallmus), Wiens erster Gesellschaftsfotografin, die Hedy Pfundmayr als Salome und 1922/23 bereits Anita Berber in den berüchtigt lasziven Auftritten "Märtyrer" und "Kokain" fotografierte hat.
Im Wien der 1920er Jahre war weiterhin noch der klassische Bühnentanz gefragt. Neben Tilly Losch und Hedy Pfundmayr modernisierten auch die Geschwister Wiesenthal, Hilde Holger, Mila Cirul und Toni Birkmeyer die starre Gebärdensprache auf der Bühne mit eigenen, freien Kreationen. Klassische Stücke wie der "Josephs Legende", "Elektra" und "Orpheus und Eurydike", vor allem aber in "Pratermizzi" und "Olympiade zu zweit" führten Sie in expressiven Kostümen vor.
Berlin war in derselben Zeit das Podium für den kreativen Einzeltanz: Valeska Gert (1892-1978) hat in regelmäßigen Matineen und Soireen im Blüthner- und Bachsaal, im Schauspielhaus und Renaissance Theater mit ihren Grotesktänzen "Kanaille", "Verkehr", "Boxen" und "Tod" das Publikum in Atem gehalten. Harald Kreutzberg war mit seinen »Irren Gestalten« in aller Munde, während der mimische Tänzer Hannes Krock als "Kobold" über die Bühne geisterte und Mary Wigman ihre "Klage" vollzog.
Es waren Filmschaffende, aber mehr noch Fotografinnen und Fotografen, die für die weitreichende Verbreitung dieser avantgardistischen Tanz-Auftritte sorgten Auf Künstlerbildkarten und Postkarten für das breite Publikum zum Sammeln oder Versenden und in den Illustrierten, Zeitschriften und Fachblättern entfaltete sich bis heute ein eindrucksvolles Panorama von der Eleganz und Extrovertiertheit damaliger Tanzperformances. Dabei wurden die Tänzerinnen und Tänzer nur selten während der Aufführung fotografiert. Die Szenen wurden meistens im Atelier nachgestellt.
In Berlin wird die aus dem Wiener Photoinstitut Bonartes übernommene Ausstellung "Tanz der Hände" um Fotografien von Berliner Fotografinnen und Fotografen ergänzt: Suse Byk, die Tanzauftritte von Valeska Gert mit der Kamera begleitete und von einigen Darbietungen auch Filmaufnahmen gemacht hat, wird vertreten sein. Darüber hinaus sind auch Fotografien von Lotte Jacobi zu sehen, die ein Faible für den Tanz hatte und die bestechenden Aufnahmen von Claire Bauroff, Rolf Arco, Harald Kreutzberg, Vera Skoronel in ihrem Atelier in der Joachimsthalerstraße gemacht hat, und von Yva, die die mimischen Tänze von Krock und Garga dokumentiert hat. Weitere Werke von Hans Robertson, der für Harald Kreutzberg der gefragte Spezialist war, sowie der Tanzfotografin Charlotte Rudolph, die in Dresden für Mary Wigman und Gret Palucca tätig war, ergänzen die Schau. Mit dem Rückgriff auf Fotografien von Otto Skowranek, die er von "Preußens nackter Venus", der skandalumwitterten Nackttänzerin Olga Desmond (1890-1964) als "Lebender Marmor" aufgenommen hat, geht die Ausstellung bis an die Basis der Tanzreformbewegung in den 1910er Jahren zurück.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Präsentation des kurzen Stummfilms (ca. 1928) von Norman Bel Geddes, in dem Tilly Losch eine Variante des "Tanz der Hände" vorführt.