26.11.2010 - 06.03.2011
Wie kaum ein zweiter Bildhauer hat Reinhold Begas (1831-1911) die Kunst des Wilhelminischen Kaiserreiches und insbesondere die künstlerische Ausgestaltung Berlins als Hauptstadt des neuen Reiches geprägt. Kaiser Wilhelm II. schätzte seinen Stil und erteilte ihm zahlreiche repräsentative Aufträge. Viele seiner Denkmale sind vom Krieg zerstört worden oder einer politisch bedingten Bildzerstörung anheim gefallen - zu erinnern ist an das von der DDR vollständig geschliffene Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. vor dem Berliner Stadtschloss.
Entgegen seiner Bedeutung zu Lebzeiten verlor sich seine Spur in der Kunstgeschichte nach seinem Tod 1911 weitgehend, so dass bis heute keine einzige Monographie über ihn erschienen ist. Dieses Desiderat gilt es anlässlich seines 100. Todestages auszugleichen. Im Mittelpunkt der Ausstellung - der ersten seit 1907 überhaupt - wird Begas als Bildner seiner Zeit stehen: Betrachtet wird im historischen Kontext des Zeitgeschehens die politische Ikonographie der von ihm geschaffenen Denkmäler sowie sein umfangreiches Porträtschaffen. Die 'Köpfe', die Begas schuf, gleichen einem "who is who" des Deutschen Kaiserreiches: Neben Wilhem II. und Bismarck finden sich hier eine Vielzahl anderer Politiker, Gelehrte, Dichter und Künstler. Das Thema der politischen Ikonographie und der Verbindung von Kunst und Macht im Werk von Begas knüpft an zahlreiche bisherige Ausstellungen des DHM an.
Die Ausstellung findet im 2. Obergeschoss des Pei-Baus auf 371 m2 Ausstellungsfläche statt. Hauptleihgeber werden die Alte Nationalgalerie, das Berliner Stadtmuseum und ein Berliner Privatsammler sein. Verschollene Werke oder monumentale Denkmäler im Stadtraum werden medial in die Ausstellung eingespielt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog von maximal 375 Seiten Umfang, der neben einigen Aufsätzen auch ein Oeuvreverzeichnis enthält, zu dem bereits substantielle Vorarbeiten geleistet wurden, auf die das DHM zurückgreifen kann. In der Ausstellung wird ein 15-20-minütiger Film über Leben, Werk und Wirken von Begas zu sehen sein, der vom BR produziert werden soll. Dafür konnte bereits eine auf Künstlerporträts spezialisierte Filmemacherin gewonnen werden. In Vorbereitung der Ausstellung wird am 15. Januar 2010 ein eintägiges Symposium stattfinden, das einen wissenschaftlichen Austausch der Katalogautoren ermöglicht.