09.12.2011 - 06.05.2012
In der Reihe seiner bekannten Mittelalter-Ausstellungen widmet sich das Erzbischöfliche Diözesanmuseum auf Initiative der deutschsprachigen franziskanischen Gemeinschaften einer der wirkmächtigsten und bis heute populärsten ÂHeiligengestalten des Mittelalters: Franziskus von Assisi (1181/82–1226). Geboren als Sohn eines reichen Textilhändlers richtete der junge Francesco Bernardone sein Leben gegen den erklärten Willen seines Vaters bewusst nach der Botschaft der Evangelien aus, nachdem er die SchattenÂseiten der aufstrebenden mittelÂitalienischen Kommunen des 13. Jahrhunderts - die erÂbarmungswürdige Existenz Aussätziger und Verarmter am Rande der Gesellschaft - intensiv kennengelernt hatte.
Seine erklärte ÂNachfolge Christi machte den Mann aus Assisi zu einem Leitstern seiner Zeit: freiwillige BesitzÂlosigkeit und Friedfertigkeit, Demut und Fürsorge gegenüber den Mitmenschen und die VerantÂwortung gegenüber der Schöpfung kennzeichneten diesen Lebensentwurf. Durch Jahrhunderte hindurch inspirierte er Menschen, die nach Âreligiös-spiritueller Neuausrichtung ihres Lebens strebten und hat darin auch heute nichts von seiner ÂFaszination verloren.
Unter den Begleitern des poverello tritt besonders die hl. Klara (1193/94–1253) hervor. Vielleicht noch stärker als Franziskus verfolgte sie das Ziel der evangelischen Armut und des kontemplativen Lebens in der Stille der Klausur. Ausgehend von den Lebensbildern der beiden charisÂÂmaÂtischen Gründergestalten folgt die Ausstellung den
vielschichtigen Verzweigungen der Ordensfamilie und beleuchtet die beeindruckende Wirkungsgeschichte der Gemeinschaften der Minderbrüder und -schwestern.
Entspechend ihres breiten Ansatzes steht die Ausstellung unter der Schirmherrschaft der drei Generalminister der Franziskaner (ofm), Franziskaner-Minoriten und KapuÂziner, allesamt mit Sitz in Rom, sowie des Erzbischofs von Paderborn. Sie entsteht in enger Kooperation mit der Professur für die Geschichte des Mittelalters an der Universität Potsdam und der Fachstelle Franziskanische Forschung in Münster sowie mit Unterstützung sämtlicher deutschÂsprachiger Provinzen der Ordensfamilie.
Das kunst- und kulturhistorisch angelegte AusstellungsÂprojekt führt erstmals eine Vielzahl qualitätvoller, hochÂkarätiger Exponate aus dem Sacro Convento zu Assisi sowie aus zahlreichen internationalen Museen und Bibliotheken, darunter die Vatikanische Pinakothek und die Biblioteca Apostolica Vaticana, auf Zeit in Paderborn zusammen. Neben Werken der frühen italienischen Tafelmalerei und spätmittelalterÂlicher Freskenfolgen sind Glanzleistungen der Buchkunst ebenso zu sehen wie barockzeitliche Meisterwerke, welche die neuen franziskanischen Bildthemen aus der Zeit der Gegenreformation vergegenwärtigen.
Aber auch der Alltag in den OrdensgemeinÂschaften nördlich der Alpen kommt nicht zu kurz: Gerätschaften und GebrauchsÂgegenstände beleuchten zusammen mit Modellen und Dokumenten den Tagesablauf und die LebensÂbezüge in den Konventen. Erstmals können bisher unveröffentlichte Werke aus zahlreichen ÂOrdensÂniederlassungen im deutschsprachigen Raum außerhalb der Klostermauern gezeigt Âwerden.