Das Bonner Frauenmuseum präsentiert ein neues Ausstellungsprojekt: EVO – Frauen in den Weltreligionen. 80 Künstlerinnen sowie acht kooperierende Institutionen geben Antworten auf den heutigen Stellenwert von Religionen sowie deren Verhältnis zum Weiblichen. Sie zeigen sowohl die Demontage von Frauen als auch wegweisende, neue Positionen in der Entwicklung der großen Weltreligionen auf.
Auf den ersten Blick scheinen die Anziehungskraft von Religionen und der Einfluss von Kirchen zumindest in Deutschland geringer zu werden. Weltweit gesehen sorgen Krisen und gesellschaftspolitische Umbrüche dafür, dass sich die Religionen parallel dazu ebenfalls verändern. Die immer schneller fortschreitende Globalisierung treibt diesen Prozess unablässig voran. Vor allem in Ländern, in denen die überlieferten Interpretationen erlösender Paradigmen den Alltagserfahrungen der Menschen in existentiellen Punkten widersprechen, fokussieren sich diese Umbrüche auch im religiösen Kontext. Quasi naturgemäß werden auch die Stellung der Frau und ihr Wert in Religion und Kultur neu ausgelotet.
Das Thema „Frauen und Religion“ birgt seit Jahrhunderten eine gewisse Brisanz: Bis 365 n. Chr. konnten Frauen predigen, danach galten sie in den mosaischen Religionen als „kultunfähig“ und „unrein“. Trotzdem tragen Frauen einen großen Teil der Arbeit in Kirchen und religiösen Institutionen mit. Allerdings stellen sie ihre bisherige Rolle darin zunehmend infrage und enttarnen die Machtstrukturen, die sie abwerten und ausgrenzen.
Während sich die Frauen in den westlichen Kirchen aus ihrer Unmündigkeit und beengenden Tradition befreiten, einige die fernöstlichen Glaubensrichtungen erkundeten oder die weibliche Gottheit entdeckten, blühte in den Ländern des Nahen Ostens, Afrikas und Asiens der Islam wieder auf und eine misogyne Theokratie verfestigte sich.
Religionswissenschaftlerinnen und Mythenforscherinnen gehen diesem Phänomen auf den Grund, sie haben in dieser Ausstellung, im Katalog und Programm eine Fülle von Wissen und Erkenntnissen zusammengetragen.
Da Religion ein sehr persönlicher Bereich ist, kommt den Werken der 80 beteiligten Künstlerinnen eine besondere Bedeutung zu: Manche Wege führen zu spirituellen Räumen, andere vor (An)Klagemauern. Die Kunst, die für das Unfassbare in sämtlichen Religionen eine Form suchte, hat sie alle mit ihren Bildern entscheidend geprägt, seit 25.000 Jahren. Was aber sind die Sehnsüchte der Künstlerinnen heute? Was passiert mit einer Ikonografie, die nicht von Frauen geschaffen wurde, sie aber dennoch prägte? Welche Bilder entstehen in der Gegenwart unter neuen gesellschaftlichen Konstellationen aus der jüdischen, der islamischen, der buddhistischen, der christlichen Weltanschauung?