Das Bonner Frauenmuseum präsentiert die Geschichte der SPD - Frauen anlässlich des 150. Parteijubiläums. Neben Text - Bild - Elementen werden in der Ausstellung historische Plakate zur SPD - Frauenpolitik gezeigt sowie Karikaturen, Autogrammkarten und originelle Reminiszenzen von einzelnen Politikerinnen. Es wird ein Bogen von den ersten politischen Frauenrechten über den langen Kampf gegen den § 218 bis zur heute propagierten Chancengleichheit gespannt. 29 SPD - Politikerinnen werden vorgestellt, darunter die Parteitheoretikerin Rosa Luxemburg, die Gründerin der AWO Marie Juchacz, die Widerstandskämpferin Johanna Kirchner, die Juristin Elisabeth Selbert, die für die Gleichberechtigung im Grundgesetz kämpfte. Einige hatten als erste Frauen bedeutende politische Funktionen inne, wie die Ministerin Martha Fuchs, die Oberbürgermeisterin Luise Schroeder, die Präsidentin d es Bundestags Annemarie Renger, die Ministerpräsidentin Heide Simonis und Jutta Limbach, die erste Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts.
Die Geschichte der SPD - Frauen zeigt, wie beharrlich Frauen ihr Vorwärtskommen in der Politik und ihre Einflussnahme auf das öffentliche Leben erkämpft haben. 1863 durften Frauen bei der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, die als Geburtsstunde der SPD gilt, nicht mitwirken. Nachdem Reichskanzler Bismarck die führenden SPD - Politiker aus dem Deutschen Reich ausgewiesen hatte, änderte sich dies schlagartig: Die Parteileitung übertrug die Kasse der Solidaritätsgelder den Ehefrauen. Die Geschäftsführung übernahm Julie Bebel. Sie trug dazu bei, dass die Parteigremien trotz Illegalität ihre Arbeit fortsetzen konnten. Das Vereins- und Versammlungsrecht verbot Frauen fast im ganzen Deutschen Reich politische Tätigkeit. Doch nach einem Statut von 1890 konnten Frauen inoffiziell Mitglieder in der SPD werden. Die SPD - Frauen verfügten seit 1891 über eine eigene Zeit schrift. Damit konnte die sozialistische Frauenbewegung schon früh auf Strukturen zurückgreifen, um die bürgerliche Frauen lange kämpfen mussten. Offiziell durften Frauen erst seit 1908 in politische Parteien eintreten.
Die SPD setzte sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder für die Rechte der Frauen ein. Erwähnenswert ist vor allem ihr Engagement für das Frauenwahlrecht. Auf diesem Gebiet leistete sie Pionierarbeit, allen voran August Bebel. Erwähnenswert ist Clara Zetkin, die sich auch mit sozialistischen Frauen aus anderen Ländern vernetzte. Auf ihre Initiative geht der Internationale Frauentag als gemeinsamer Kampftag, zunächst für das Frauenwahlrecht, zurück.
Mit der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen sah es nicht immer rosig aus. Zwar wurde schon 1908 festgelegt, dass die Frauen proportional zu ihrer Mitgliederzahl - aber mindestens mit einer Frau - im Parteivorstand vertreten sein sollten, aber dieser Proporz blieb nicht immer gewahrt. Die Diskussion um die innerparteiliche Gleichstellung mündete 1988 in eine Quotenregelung, dann rang sich die SPD auf Druck der ASF (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen) dazu durch, eine Geschlechterquote von mindestens 40% für alle Ämter und Mandate in ihr Statut aufzunehmen.
Seit den 60er Jahren g ab es die ersten Bundesministerinnen, erstmals 1961 unter der CDU und ab 1966 bei der SPD während der Großen Koalition. Zunächst hatten die Frauen „nur“ das Gesundheitsministerium, später kamen die Bereiche Familie und Jugend hinzu. Als einzige Frau im Kabinett hatten die meisten Ministerinnen keinen leichten Stand – besonders unter Helmut Schmidt, der sich nur peripher für ihr Ressort interessierte. Mehrere Ministerinnen schieden nach einer Legislaturperiode aus bzw. schmissen das Handtuch. Daher war es schwer, eine Nachfolgerin zu finden. Katharina Focke soll Bundeskanzler Schmidt 1976 empfohlen haben, einen Mann mit dem Ministerium zu besetzen, der sich vielleicht besser durchboxen könnte. Doch angeblich wollte kein Mann dieses Amt übernehmen.
Der Aufstand vor allem junger Frauen auf der Bundesfrauenkonferenz in Nürnberg 1970 markierte den Beginn einer eigenständigen Frauenpolitik innerhalb der SPD. Sie setzten sich in erster Linie für eine Reform des § 218, ein neues Eherecht, verbesserte Bildungschancen und die Eingliederung der Frauen in den Beruf ein. In jüngster Zeit stehen die Forderungen nach gleichem Lohn und die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Frauen oben auf der Agenda.
Im Rahmen der Ausstellung werden auch sechs Künstlerinnen einen Beitrag leisten:
Maria Giménez und Angelika von Stocki präsentieren Portraits von renommierten SPD - Frauen. Gimenéz zeigt Ölgemälde von historischen Persönlichkeiten, von Stocki bearbeitet Fotos zeitgenössischer Politikerinnen. Tina Schwichtenberg reiht in ihrem „Roten Frauensalon“ zehn Frauengestalten vor einem roten Teppich auf. Die ca. 120 cm hohen, gedrungenen Figuren aus asphaltgrauem Kunststoff, mit eingeritzten Stigmata und roten wie schwarzen Farbflecken, sind in ein starres Korsett durch Schrauben einge zwängt. Befreien sie sich? Auf jeden Fall spiegeln sie die geballte Kraft des vermeintlich schwachen Geschlechts. Marlies Obier installiert eine Klangstation. „Ins Freie. Blumen für Rosa Luxemburg“ thematisiert die Gefängnisaufenthalte der Politikerin.
Marianne Pitzen stellt Skulpturen aus Zeitungspapier von Johanna Kinkel aus. Die frühe Demokratin und Frauenrechtlerin aus Bonn war um 1848 kulturell und politisch aktiv. Sie war die erste Redaktionsleiterin der „Neuen Bonner Zeitung“. 1851 emigrierte Kinkel mit ihrer Familie nach London. Ulla Schenkel zeigt einen eigens für die Ausstellung produzierten Wandteppich. In den Teppich sind u.a. Textildrucke, Zitate, und Liedzeilen eingearbeitet. Die Künstlerin widmet ihn den politisch aktiven Frauen.