Munsky, 1943 in Wolfenbüttel geboren und 1999 in Berlin gestorben, gehörte zu den neuen Westberliner Realisten der 70er Jahre, die der Gesellschaft gegenüber eine deutlich kritische Haltung einnahmen und sich auf Vorbilder wie Hannah Höch, George Grosz oder John Heartfield, das Prinzip Collage und Dada bezogen.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 70er und 80er Jahren, in denen Munsky den für sie typischen, an der Neuen Sachlichkeit geschulten hyperrealistischen Malstil perfektionierte. 1970 verschaffte sich die Künstlerin Zugang zu den Kreiß- und Operationssälen einer West-Berliner Klinik und malte nach dort aufgenommenen Fotografien gynäkologische Untersuchungen, Geburtsvorgänge und Operationen. Ihre Gemälde mit knappen, nüchternen Titeln wie „Kabine“, „Sonde“ oder „Eingriff“ spiegeln die funktionale, sterile Atmosphäre in Krankenhäusern. Ihre Farbpalette ist auf wenige kühle Töne reduziert; die Lichtquelle ist häufig nur das Kaltlicht der OP - Lampen. Munsky selbst dazu: „Ich male Eingriffe in das Leben der Frau, des Kindes. Ich male Operationen, Geburt und den Tod, Grenzsituationen des Menschen, seiner Hilflosigkeit, seines Ausgeliefertseins. Ich male meine Bilder so objektiv, so wahrheitsgemäß, wie es mir möglich ist.“
Munskys Werk ist wegen ihrer Sujets und Malweise seit jeher umstritten gewesen. Dies hängt zum einen sicher mit ihrer strengen, formalen Herangehensweise an emotionale Themen zusammen, zum anderen aber auch mit der Tabuisierung des Themas Geburt in der Bildenden Kunst. „Es wäre kulturgeschichtlich zweifellos interessant, der Frage nachzugehen, wieweit und warum Darstellungen von Fruchtbarkeitsriten, Geschlechtssymbolen, Begattungsakten und Erotomanien jahrtausendelang, je nach Kulturkreis mehr oder weniger offenherzig, ohne Hemmungen akzeptiert wurden. Nur der Akt des Gebärens blieb, angesehen vielleicht als zu intim und verletzlich einerseits, als zu nackt und brutal andererseits, ausgespart. Ihn zum Thema zu wählen, bedeutete nicht nur in gewisser Weise Mut nach außen, sondern griff viel tiefer ein in eine Dunkelzone von Schonung und Verschleierung, Geheimnis und Mysterium.“ (Lucie Schauer) Munsky wagte aus einer weiblichen Perspektive heraus, den Akt der Geburt, der für Männer gewaltsam und furchteinflößend war und ist, künstlerisch zu enttabuisieren.