Es muß ‘94 gewesen sein, als mir bei einem abendlichen Spaziergang im Regen eine abgeweichte Plakatwand aus mehreren Lagen bestehend regelrecht vor die Füße fiel. Ich beschloß, diese zusammenzurollen und ins Atelier zu bugsieren. Einige Tage später kratzte und riß ich an der Papierfläche herum bis die Werbeinformationen nicht mehr erkennbar waren, dafür war eine neue, grafisch interessante Struktur entstanden, bestehend aus typografische und foto- grafischen Elementen und farbigem Papier. Aus der Literatur erfuhr ich, das diese Technik sich Décollage nennt. Bei Wikipeda kann man lesen:
“Décollage (frz.: décoller = abheben, losmachen, trennen, abkratzen) bezeichnet eine künstlerische Technik der 1950er und 1960er Jahre. Dabei werden von Pas- santen bereits zerstörte Plakate aus dem öffentlichen Raum in Streifen und Fetzen abgerissen und als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Kunstwerken verwendet. Seit 1949 wurde die Décollage in Frank- reich von Raymond Hains, Jacques de la Villeglé und ab 1957 von François Dufrêne verwendet; sie gehör- ten im Jahr 1960 zu den Gründungsmitgliedern des Nouveau Réalisme. Seit Mitte der 1950er Jahre wurde die Technik von Mimmo Rotella und seit Ende der 1950er Jahre von Wolf Vostell praktiziert. Die Décollage-Werke dieser Künstler zeichnen sich durch eine besondere Farb- und Materialästhetik aus und oszillieren zwischen gewaltsamer Destruktion und filigraner Zartheit. Gleichzeitig scheint bereits der Prozess der Erzeugung des Arbeitsmaterials, also das Abreißen von alten Plakaten, Teil des Kunstwerkes zu sein.”
Aus der Décollage lassen sich andere Techniken wie die Papierspaltung, die Faltung sowie die Behandlung von Plakatrückseiten ableiten. Oberstes Gebot ist: Papiermaterial nur abtragen, abreißen, entfernen und niemals hinzufügen. Denn das wäre dann eine Collage.