Im August 2011 jährte sich der Bau der Berliner Mauer, Symbol der Trennung zwischen den beiden damals existierenden deutschen Staaten, zum fünfzigsten Mal. Im Nachklang dieses Jahrestages zeigt die Galerie Neue Meister nun erstmals auf breiter Fläche deutsch-deutsche Kunst von der Nachkriegszeit bis heute, vorwiegend aus den eigenen Beständen. Das Albertinum ist hierfür der prädestinierte Ort – fanden doch hier bis 1988 die großen Übersichtausstellungen zur Kunst in der DDR statt, aus denen auch zahlreiche Werke für das Museum erworben wurden.
Unter dem Eindruck der verheerenden Zerstörung der Dresdner Altstadt im Februar 1945 beginnt der Rundgang mit Bildern, welche die Situation nach dem „Tod von Dresden“ (Wilhelm Lachnit) und den Neuanfang zur Erscheinung bringen. In den getrennten und dennoch durchlässigen, nach und nach sich öffnenden Kojen der Ausstellungsarchitektur tritt ein spannungsvolles und auch beziehungsreiches Feld von künstlerischen Äußerungen zutage. Während im Westen neben realistischen Tendenzen hauptsächlich die Abstraktion zur vorherrschenden Bildsprache wird, dominieren in der östlichen Hälfte des geteilten Landes vor allem realistische Darstellungsweisen.
In der Zeit um und nach 1989 überlagern sich die in den ehemals zwei Staaten entwickelten Bildtraditionen. Vor allem durch die unmittelbarere Berührung mit internationalen Kunstströmungen verlieren sie ihren Sonderstatus. Mit Arbeiten der jüngeren Künstler-Generationen aus allen Teilen Deutschlands ist die Sammlung der Galerie Neue Meister in der Gegenwart angekommen. Ihre Gemäldebestände kreuzen sich mit Werken aus der Skulpturensammlung, Fotografien und Videoarbeiten. Das Museum etabliert sich somit nicht nur durch seine Tradition, sondern auch durch Lebendigkeit als bedeutender Kulturfaktor deutscher Geschichte und Zukunft.