30.08.2009 - 30.10.2009
“Es gibt unter der einen Schädeldecke so viele Kulturen des
Denkens, Empfindens und Wahrnehmens, wie es früher ungleiche Völker und Kulturen über den Erdball verstreut gab.” – Botho Strauss
Woher ein Künstler stammt, hat kaum eine Bedeutung mehr.
Der Künstler ist bewusst oder unbewusst ein Weltkünstler. Die
Vielfältigkeit unserer Lebenserfahrungen im Rahmen einer dicht
vernetzten, schnell erreichbaren Welt setzt herkömmliche
Vorstellungen ausser Kraft.
Als Individuum besitzt der heutige Künstler – insbesondere der
Künstler, der sein Herkunftsland verlassen hat und in einer neuen Wahlheimat agiert – eine Identität, die sich nicht auf einen einzigen kulturellen Hintergrund reduzieren lässt.
So betrachtet bekommt Authentizität des Künstlers eine andere Bedeutung, nämlich eine biografisch-individuell bedingte Vielfalt der angeeigneten Identitäten, und nicht eine exotisch auferlegte Identität, die sich der formalen Elemente einer ethnisch-traditionellen Kunst bedient.
Der zeitgenössische Künstler besitzt eine nomadische Fähigkeit, sich in den multikulturellen Gesellschaften zu bewegen, sie zu beobachten, das Gesehene in sich zu filtern und zum Ausdruck zu bringen.
Dabei spielen die geographischen und kulturellen Grenzen eine
untergeordnete Rolle, die mehr unbewusst eingesetzt werden.
Die Ausstellung mit fünf aus dem Iran stammenden Künstlern in der Rotunde weist genau auf dieses neue Phänomen hin. Fünf Künstler, die schon mehr als zwei Jahrzehnte im Westen leben, und sich jeweils einen einzigartigen Zwischenraum gestaltet haben, einen individuellen Raum aus einem langen und erlebten Entwicklungsprozess.