24.01.2010 - 05.04.2010
Das Georg-Kolbe-Museum widmet sich der Faszination für das Fremde am Beginn des vergangene Jahrhunderts u.a. mit Werken von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Georg Kolbe, Max Pechstein und anderen.
Die Ausstellung Wilde Welten – Aneignung des Fremden in der Moderne thematisiert das Verhältnis der Moderne zu außereuropäischen Kulturen in der Kaiserzeit und in der Weimarer Republik. Am Beispiel der künstlerischen Auseinandersetzungen mit Afrika und Ozeanien zeigt die Ausstellung, wie vielfältig die Beschäftigung mit dem Exotischen war und welche Präsenz das Fremde auch im Alltag in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte.
Das „Fremde“ und das „Exotische“ waren am Beginn des vergangenen Jahrhunderts Zauberworte für Ursprünglichkeit, Reinheit und verlockende arkadische Bilder. Kaffee, Tee, Schokolade, Zahnpasta - die Reihe wäre mühelos fortzusetzen - wurden mit „Mohren“, „Südseemädchen“ und „echten Wilden“ beworben. Dem Fremden und Exotischen begegnete man zudem in Panoptiken, bei Völkerschauen im Zoo, auf Weltausstellungen; in Büchern, Zeitschriften und in den neu gegründeten ethnologischen Museen. Viele Künstler beschäftigten sich in ihren Werken mit außereuropäischen Kulturobjekten und begegneten dem Fremden außerdem in der Populärkultur. Neben Fetischen und Masken wurde die Kunst der Moderne über den sogenannten Primitivismus hinaus auch aus diesen Quellen gespeist.
Emil Nolde und Fritz Behn reisten in die Fremde und wurden dort zu Ethnographen. Otto Freundlich, Gustav Heinrich Wolff, Georg Kolbe u.a. wünschten sich eine formale Erneuerung ihrer Kunst durch das Exotische. Und nicht nur Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel waren auf der Suche nach dem Ursprünglichen und wollten so der eigenen, als dekadent empfundenen Gesellschaft entkommen.
Die Ausstellung Wilde Welten bettet die Kunstwerke, im Gegensatz zur gängigen Ausstellungspraxis, in einen kulturhistorischen Kontext. Plakate, Fotos, Werbung, so genannte Lebendabformungen, Alltagsgegenstände und Bücher machen die Präsens des Fremden in der Moderne anschaulich. Dabei wird der Fokus bewusst auf europäische Bildwelten des Fremden gelegt, um die Konstruktion des Fremden in westlichen Phantasien freizulegen. Diese Bilder des Fremden sind stets subjektiv und historisch geprägte Vorstellungen, die teilweise bis heute ihre Gültigkeit behalten haben. So schwingt das Ideal der arkadischen Südsee auch heute in unserm Bild vom Südpazifik nach und Kaffee wird nach wie vor mit dem „Hauch der Exotik“ vermarktet.
Die Ausstellung zeigt unter anderem Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Max Pechstein, Erich Heckel, Georg Kolbe, Max Slevogt, Otto Freundlich, Fritz Behn, Ludwig Hohlwein, Gustav Heinrich Wolff.