George Minne (1866-1941) gilt als der Entdecker des Ausdrucks und zählt zu den einflussreichsten Bildhauern des Fin de Siècle, jener Zeit, die gleichzeitig geprägt war von Aufbruchsstimmung, Weltschmerz und Dekadenz. Minnes Kunst spielt für den aufkommenden Expressionismus eine entscheidende Rolle, weil seine Formensprache eine überzeugende Alternative zum vorherrschenden Naturalismus bot. Das Gerhard-Marcks-Haus widmet dem belgischen Künstler nach mehr als 50 Jahren nun eine umfassende Einzelausstellung in Deutschland.
Im Zentrum der Bremer Schau steht die menschliche Gestalt als Ausdrucksträger. Zu sehen sind nicht nur Minnes knabenhafte, zarte Jünglingsfiguren, die Schmerz, Einsamkeit und Trauer ausstrahlen. Eine Neuentdeckung sind die Mutter-Kind-Skulpturen aus seinen letzten Schaffensjahren. Erstmalig thematisiert eine Ausstellung seinen radikalen stilistischen Wandel, mit dem sich Minne konsequent dem Streben nach einer monumentalen Ausdrucksform anschloss.