Gerhard Marcks Haus

Die an der Akademie in Breslau ausgebildete Bildhauerin Hanna Koschinsky (1884–1939) zog es wie viele ihrer Zeitgenossen nach Paris, wo sie bei wichtigen Ausstellungen reüssierte. Mit dem Ersten Weltkrieg und dem Weg-gang aus Paris riss ihre Karriere jäh ab. In Deutschland konnte sie nicht mehr an ihre ersten Erfolge anknüpfen. Die Ausstellung zeigt erstmals Schlüsselwerke und historische Dokumente aus dem Leben einer nahezu vergessenen Bildhauerin.
Die Forschung um die Präsenz und das Wirken von Frauen in der Kunst hat ihre Schlüsselfiguren bereits gefunden, sowohl für die Malerei als auch für die Geschichte der Bildhauerei. Das Wissen um die Gruppe der Bildhauerinnen um 1900 steckt hingegen meist noch unbearbeitet in zahllosen Kisten – weniger in Archiven und Museen, die erst sehr spät das Thema als sammlungswürdig erkannt haben, als vielmehr bei den verwandtschaftlichen Nachfolgern.
Oft schwankt die Nachlasspflege zwischen familiärem Verantwortungsbewusstsein und Belastung hinsichtlich der Möglichkeiten, den Fundus adäquat aufzuarbeiten, aber auch im Hinblick auf dessen räumliche Inanspruchnahme. Diese Nachlässe sind wichtig und bewahrenswert und prägen im Rückblick maßgeblich die Vorstellung von einer Epoche. Diese Vorstellung – und diese Tatsache sollte immer bewusst bleiben – sind stets auch von einer Zufälligkeit der Überlieferungssituation geprägt.