17.05.2009 - 09.08.2009
FRIENDLY TAKEOVERS. Strategien der Raumaneignung
Cezary Bodzianowski, Bob Braine & Leslie C. Reed, Trisha Brown, Christian Haake, Guillaume Leblon, Daniel Maier-Reimer, Katrin Mayer, Rosalind Nashashibi und Peles Empire
Eine Kooperation mit dem Künstlerhaus Bremen , Kunstverein Harburger Bahnhof und der Halle für Kunst Lüneburg
Im Raum situiert sich die Kunst. Ohne ihn ist Kunst nicht denkbar. Ob zwei- oder dreidimensional angelegt - Kunst nimmt Raum ein, schafft und definiert Raum. Gleichzeitig wird sie durch den Raum bestimmt, sei er als Umfeld, Kontext oder Verortung formuliert. Um der vielfältigen Verfasstheit des Raumes in der zeitgenössischen Kunstproduktion gerecht zu werden, präsentiert das Ausstellungsprojekt Space Revised in vier Institutionen exemplarische Beispiele. Raumaneignung, Raumverlust, Raumverschiebung und sozialer Raum sind die vier Blickwinkel, aus denen heraus die Kooperation von GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Künstlerhaus Bremen, Halle für Kunst Lüneburg und Kunstverein Harburger Bahnhof einen aktuellen Zwischenstand in der jüngsten künstlerischen Auseinandersetzung nachzeichnet. Gleichzeitig nimmt Space Revised das Thema auch konzeptuell auf, da die Verteilung auf vier Ausstellungshäuser in Norddeutschland die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit vielfältigen Raumauffassungen bietet, während Raum reisend durchquert wird.
Space Revised #1, die Gruppenausstellung Friendly Takeovers. Strategien der Raumaneignung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, geht von der Überlegung aus, dass eine der grundlegendsten in der Kunst gestellten Fragen der eigenen Verortung und dem Verhältnis zum Umfeld gilt. Dafür heißt es zunächst, sich der eigenen Umgebung bewusst zu werden, diese ins Auge zu fassen und aus verschiedenen Positionen zu untersuchen. Friendly Takeovers präsentiert künstlerische Herangehensweisen, die sich den Raum, in dem sie sich bewegen und den sie erfahren, auf unterschiedliche Weise an-eignen, um zu einer Standortbestimmung zu gelangen. Die verschiedenen Ansätze verspannen sich netzartig und formulieren psychologische, architektonische, zeitliche, institu-tionelle wie körperliche Qualitäten des Raumes.
So fungiert die New Yorker Choreografin Trisha Brown in diesem Kontext als historische Referenz ebenso wie als interdisziplinäre Verknüpfung, wenn sie vier Tänzer in der Dachlandschaft New Yorks platziert und den Raum über die einstudierten Tanzbewegungen der Protagonist/innen zusammenfasst. Guillaume Leblon nimmt eine architektonische Setzung in den vorgefundenen Räumen der GAK vor, die die ursprünglichen Proportionen und herkömmlichen Raumwahrnehmungen unterläuft. Daniel Maier-Reimer eignet sich Raum an, indem er ihn wandernd durchmisst und ihm in zurückgenommenen Fotografien sein Geheimnis belässt. Katrin Mayer verwendet ihrem eigentlichen Zweck entfremdete Materialien, um Räume aufzufächern, die als Layers funktionieren und ihre eigene Zeitlichkeit thematisieren. Das Künstlerduo Peles Empire fragt in seiner collageartigen Zusammenstellung von Teppichen und Wandtapeten, die verschiedene Innenräume eines rumänischen Schlosses wiedergeben, nach dem privaten und öffentlichen Charakter von Räumen und bringt Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Rosalind Nashashibi untersucht in ihrem Film Prisoner die psychologischen Atmosphären von Räumen über deren Durchschreitung und analysiert dabei parallel existierende Realitätsebenen. Christian Haake erobert sich den Raum, indem er ihn minutiös und aus der Erinnerung im Kleinstformat nachbaut - wobei er sich dem zwangsläufigen Scheitern solcher Kontrollversuche geradezu trotzig bewusst ist. Und Cezary Bodzianowski schließlich fasst die taoistische Philosophie von der harmonischen Einheit aller Bestandteile der Welt als eine Einpassung des eigenen Körpers in einen beengten Raum auf und definiert damit eine Form der Aneignung, die sich als Aufgehen im Raum versteht.
Darüber hinaus wird das New Yorker Künstlerduo Bob Braine und Leslie C. Reed mit einer Intervention im öffentlichen Raum den etwa 300 Meter langen Fußweg zwischen GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst und Künstlerhaus Bremen hervorheben und markieren.
Eine umfangreiche Katalogpublikation fasst im Anschluss die Präsentationen aller beteiligten Häuser zusammen.
Ein vielfältiges Begleitprogramm ergänzt die Ausstellungspräsentationen thematisch mit Filmvorführungen, Künstlergesprächen, Performances, Führungen und Vorträgen.