Seit über zwanzig Jahren sammelt die Graphische Sammlung ETH Zürich Werke des amerikanischen Künstlers Matt Mullican (1951 in Santa Monica/Kalifornien geboren, lebt und arbeitet in Berlin und New York). Erstmals sollen die erworbenen Werke in ihrer Gesamtheit gezeigt werden. Als Höhepunkt der Ausstellung darf der 1993 erworbene Holzkasten mit 16 Kassetten gelten, die 554 Ölkreide-Frottagen, sogenannte Rubbings, enthalten. Diese von Brooke Alexander, New York, 1991 herausgegebene umfangreiche Edition gibt Abbildungen der „Edinburgh Encyclopædia“ (zwischen 1808 und 1830 erschienen) wieder. Mullican bedient sich der Gattung der Enzyklopädie, um sein von ihm entwickeltes Ordnungssystem zu demonstrieren.
Er hat seine fünf Ordnungskategorien folgendermassen benannt: Die in der Hierarchie unten stehende Kategorie, Physical Elements, umfasst alles, was der Mensch vorfindet, aber nicht selber gestaltet und bearbeitet hat; World Unframed steht für die vom Menschen eingerichtete Welt; World Framed bezeichnet die Künste, die künstlerischen Aktivitäten in jeglicher Form; Language ist die Sprache, die Bild- und Schriftzeichen; Subjective Meaning, als höchste Kategorie seines Ordnungssystems, erfasst das Subjektive, die geistige Aktivität des Menschen, die Philosophie. Mullican ordnet jedem Enzyklopädie-Auszug eine oder mehrere Kategorien seines Ordnungssystem zu: Eine bestimmte botanische Darstellung, eine Pflanze, kann sowohl vom Menschen vorgefunden (Physical Elements), als auch vom Menschen als Nutzpflanze gehalten werden (World Unframed). Eine kleine Gruppe ausgestellter Zeichnungen und einzelne druckgraphische Arbeiten leisten einen weiteren Beitrag zur Erklärung seines Systems.