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Paul Klee: Mythos Fliegen

23.11.2013 - 23.02.2014

Ich habe diesen Krieg längst in mir gehabt. Daher geht er mich / innerlich nichts an. (Tagebucheintrag 952, 1915)
schreibt Paul Klee in einem undatierten Tagebucheintrag vom Beginn des Jahres 1915, einige Monate nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Im Gegensatz zu den anderen Münchener Künstlern der Avantgarde wie etwa Franz Marc und August Macke, bleibt Klee bis zum Ende des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918 und darüber hinaus ein, wenn auch passiver Kriegsgegner.
Zu Anfang weiß er noch nicht, wie stark der Krieg sein Leben verändern sollte, wenn auch der folgende Satz des Tagebucheintrags einer Vorahnung gleich kommt: Um mich aus meinen Trümmern herauszuarbeiten, müsste ich fliegen. / Und ich flog. /
Denn am 6. März 1916, einen Tag nachdem Franz Marc an der Front gefallen war, bekommt Paul Klee seinen "roten Zeddel" und wird zum 11. März zum Militärdienst eingezogen. Nach Etappen in Landshut, München und Oberschleißheim wird er die längste Phase seines Militärdienstes vom 16. Januar 1917 bis Weihnachten 1918 an der Königlich Bayerischen Fliegerschule V in Gersthofen bei Augsburg ableisten. Obwohl er in dieser Zeit selbst nie in die Luft aufsteigen muss, lässt sich diese Phase seines künstlerischen OEuvres durch keine andere Metapher besser auf dem Punkt bringen als durch die des Fliegens. In eine Uniform gezwungen und weit weg von seinem Atelier in München, weiß Klee recht früh, dass er sich jetzt v. a. auf seine Kunst konzentrieren muss, um den militärischen Alltag auf dem Flugplatz zu entgehen und seine Ängste vor einem Fronteinsatz zu verarbeiten. Bald zeichnet er bei seiner Tätigkeit in der Kassenverwaltung des Flugplatzes heimlich in der Schublade und malt in seinem angemieteten Zimmer im Oberhausener Gasthaus Ost in der Ulmer Straße. Unverhofft entdeckt Klee schließlich auch die Landschaft der Lechauen bei Gersthofen, wo im Dickicht der wildbewachsenen Flussauen wundervolle farbenrächtige Aquarelle entstehen, die seine Eindrücke einer oft noch unberührten Natur wiedergeben.
"Die Zeit ist nicht leicht, aber voller Aufschlüsse. Ob meine Kunst bei gelassenem Weiterleben auch so schnell emporgeschossen wäre wie anno 16/17??? Ein leidenschaftlicher Zug in der Verklärung ist doch mit Produkt des äußeren Erlebens." (Brief an Lily Klee, 9.09.1917).
Mit dieser an seine Frau Lily gerichteten Einschätzung deutet Klee die rasante Entwicklung in seiner Kunst an.
Seine Ideen verarbeitet er durch eine Vielzahl an neuen Elementen und Formen, die er in Themenfelder wie Krieg, Fliegen, Landschaften und Religion integriert.
Die Ausstellung Paul Klee – Mythos Fliegen zeigt in verschiedenen Abteilungen Werke zu diesen Aspekten und durchleuchtet deren Zusammenhänge. Zudem kann der Besucher in weiteren Abteilungen den Alltag und das Wirken Klees auf dem Flugplatz und am Lech und in Augsburg nachvollziehen. Auf den Spuren des Künstlers bietet die Kunstvermittlung zur Ausstellung ein umfangreiches pädagogisches Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit lehrreichen und kreativen Erlebnissen, die ganz nach dem Leitmotiv des Künstlers folgen: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar."

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