29.09.2006 - 04.02.2007
Claude Lévêque gehört zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. 1953 geboren, ist er in einem Arbeiterviertel von Nevers aufgewachsen. Nach einer abgeschlossenen Tischlerausbildung, besucht er die Kunsthochschule von Bourges. Er interessiert sich leidenschaftlich für Musik, vor allem für die Rock- und Punkbewegung. Die zeitgenössische Kunst entdeckt er durch eine Ausstellung von Christian Boltanski. In Paris schließt er sich der avantgardistischen Alternativkultur an. Die Faszination für übersteigerte Formen einer anti-sozialen Gewalt und radikalen Alterität spiegeln sich auch heute noch als feste Referenz in der Ikonographie seiner Installationen. Seiner Heimatstadt Nervers bleibt er dabei jedoch stets verbunden und organisierst dort im Haus der Kultur Konzerte, ein Experimentalfilmfestival und der Körperkunst gewidmete Ausstellungen. 1982 wird Claude Lévêque vom Maison des Arts de Créteil erstmals eingeladen als Künstler an einer Ausstellung teilzunehmen und präsentiert seine erste Installation „Grand Hôtel“. Zwei Jahre später widmet ihm die Galerie Éric Fabre seine erste Einzelausstellung. Seitdem genießt seine Arbeit internationale Anerkennung und wird regelmäßig sowohl in Europa als auch in Amerika ausgestellt.
Seine Installationen sind ortsspezifische Inszenierungen, künstliche Räume mit einer besonderen Atmosphäre, begehbare Szenerien, in denen die Besucher wie auf einer Bühne immer auch selbst zum Objekt der Betrachtung werden. Claude Lévêque sucht das Interaktive. Seine Werke finden ihr Echo in der Präsenz des Besuchers – ein Begriff, den der Künstler dem des Betrachter vorzieht, da dieser ihm zu schwach ist, um das zu bezeichnen, was sich mit der Erfahrung einer Ausstellung verbindet. Das Material seiner Installationen stammt aus dem alltäglichen Umfeld. Das Zusammenspiel von Licht und Klang und wenigen aber präzise platzierten Alltagsobjekten (Regenschirme, Kinderbetten, Plüschbären, TischfußballfigurenÂ…) kreieren eine spannungsvolle, trotz ihrer Immaterialität geradezu überladene Atmosphäre, die elementare Gefühle anspricht und verstärkt. „Ich lasse mich von dem inspirieren, was die heutige Welt hervorbringt: Machiavellismus, Verdrängung, Psychopathie und Vereinheitlichung…“ Seine oft spektakulären Installationen spielen mit einer Ästhetik der Faszination, eine Mischung aus Anziehung und Abstoßung, die den Betrachter herausfordert und eine kontemplative Haltung verweigert. So auch in der aktuellen Ausstellung „Le Grand Sommeil“ im MAC/VAL, benannt nach Howard Hawks Roman Noir Klassiker „The Big Sleep“. Hier evozieren in Schwarzlicht getauchte und verkehrt herum von der Decke herabhängende Kinderbetten eine auf dem Kopf stehende Welt und nehmen den Besucher in einem (alb)traumhaften Universum von Erinnerungen an eigene Kinderträume gefangen. Die Fiktion stellt letzten Endes nur einen aufschlussreichen Umweg dar, der die Realität neu erlebbar macht. Für die Ausstellung in der Historischen Halle im Hamburger Bahnhof wird Claude Lévêque ebenfalls ein spezifisches Projekt entwickeln.