Shortlist-Ausstellung zum Preis der Nationalgalerie 2019
Im März dieses Jahres wurden Pauline Curnier Jardin (geboren 1980 in Marseille), Simon Fujiwara (geboren 1982 in London), Flaka Haliti (geboren 1982 in Pristina) und Katja Novitskova (geboren 1984 in Tallinn) von einer internationalen Jury für den Preis der Nationalgalerie 2019 nominiert. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und ist eine museale Ehrung für Künstler*innen unter 40, die in Deutschland leben und arbeiten. Die vier Nominierten werden in einer Gruppenausstellung vom 16. August 2019 bis 16. Februar 2020 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin vorgestellt. Hier zeigen alle vier Künstler*innen räumliche Ensembles, in denen sie bestehende und neue Arbeiten miteinander verbinden. Die Tonalität und Handschrift der vier raumgreifenden Werkpräsentationen ist sehr verschieden; gemein ist ihnen ein expliziter Fokus auf Aspekte unserer heutigen Gesellschaft; auf kulturelle Phänomene, politische Ereignisse und technologische Entwicklungen.
Pauline Curnier Jardin
Pauline Curnier Jardin schafft mit einer grenzüberschreitenden künstlerischen Arbeitsweise, in der sich visuelle und narrative Elemente des Theaters und des Erzählkinos verbinden, einen Bühnenraum. In dieser begehbaren Installation verzahnen sich filmisches und skulpturales Schaffen in der für die Künstlerin typischen Weise. Ihre Gesamtkomposition aus den beiden Filmen Explosion Ma Baby (2016) und der Neuproduktion Qu'un Sang Impure sowie der skulpturalen Arbeit Peaux de Dame in the Hot Flashes Forrest (2019) schafft ein wildes Geflecht rund um Begehren und Reproduktion.
Simon Fujiwara
Simon Fujiwara zeigt in der Shortlist-Ausstellung eine Zusammenstellung von vier Werken, die seiner Untersuchung heutiger Massenphänomene und ihrer ökonomischen, medialen und gesellschaftspolitischen Aspekte entspringen. Dabei verdeutlichen die sehr unterschiedlichen Arbeiten, wie sehr diesen Phänomenen eine emotionale Komponente zu eigen ist. Im Zentrum steht die Videoinstallation Likeness (2018), die sich der Figur der Anne Frank bzw. ihrer medienwirksamen Inszenierung und Instrumentalisierung widmet.
Flaka Haliti
Flaka Haliti setzt für die Ausstellung ihre beiden Werkserien Its urgency got lost in reverse (while being in constant delay) und Is it you, Joe? fort. Zwei farbenfrohen Robotern im Müßiggang, zusammengesetzt aus Materialien aufgegebener KFOR-Feldlager im Kosovo – also aus den ausrangierten Bausteinen eines Friedensprozesses –, setzt die Künstlerin die wandelbare Gestalt des*der Joe gegenüber, die sie seit 2015 als schwer zu greifendes Alter Ego begleitet. Dabei sind in der den gesamten Raum gestaltenden Inszenierung die beiden Konvolute genauso sehr miteinander verzahnt, wie sie sich aneinander reiben.
Katja Novitskova
Katja Novitskova wurde als eine der Pionier*innen einer künstlerischen Sprache, die als „Post-Internet Art“ Bezeichnung fand, bekannt. Für die Shortlist-Ausstellung schafft sie ein virtuoses, vielteiliges und vielschichtiges „Environment“ aus skulpturalen Elementen, Wandmalerei und Projektionen verschiedener Art. Auch hier bilden die Werke in der Gesamtinstallation ein gemeinsames, eng ineinandergreifendes Gefüge. Die Arbeiten gründen auf Novitskovas anhaltender Recherche zu aktuellen Forschungen der Biotechnologie und kreisen um die Frage des zukünftigen Fortbestehens des Organischen als Bestandteil technologischer Prozesse.
Jury und Auszeichnung
Eine international besetzte Jury wählte aus den genannten vier Positionen am 12. September 2019 die Gewinnerin des Preis der Nationalgalerie 2019: Pauline Curnier Jardin. Die Auszeichnung besteht aus einer durch eine Publikation begleiteten Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin im darauffolgenden Herbst. Mitglieder der Jury sind: Annie Fletcher (Direktorin des IMMA – Irish Museum of Modern Art, Dublin), Anna-Catharina Gebbers (Kuratorin am Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Staatliche Museen zu Berlin), Udo Kittelmann (Direktor der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin), Philippe Vergne (Direktor des Serralves Museum of Contemporary Art, Porto) und Theodora Vischer (Senior Curator der Fondation Beyeler, Basel). Ebenfalls am 12. September wurde die diesjährige Gewinnerin des mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis für Filmkunst bekannt gegeben, den die Nationalgalerie seit 2011 gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie verleiht: Lucia Margarita Bauer.