New York, Oktober 1966: Auf Initiative des Künstlers Robert Rauschenberg und des Ingenieurs Billy Klüver arbeiteten zehn Künstler, Tänzer und Komponisten eng mit einer Gruppe von Ingenieuren und Wissenschaftlern zusammen, um Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Theater, Tanz, Musik, Film und Technik zu entwickeln. An neun Abenden wurden die Ergebnisse dieser interdisziplinären Zusammenarbeit aufgeführt.
Neben Rauschenberg waren die bildenden Künstler Öyvind Fahlström und Alex Hay, der Musiker John Cage, die Tänzer und Choreographen Deborah Hay, Steve Paxton, Yvonne Rainer, Lucinda Childs, der Komponist und Musiker David Tudor und der Theaterkünstler Robert Whitman beteiligt. "Bei der ersten Begegnung zwischen den Künstlern und Ingenieuren […] sagte ich den Künstlern, dass sie nach allem fragen durften, was sie wollten, und ich bat die Ingenieure Vorschläge zu liefern, wie man diese Ideen umsetzen könnte, sofern sie überhaupt umsetzbar waren", erinnert sich Billy Klüver. Die daraus resultierenden Performances erlebten über 10.000 Besucher. Erstmals konnten hier neue technologische Errungenschaften wie Infrarotkameras und Videoprojektionen im künstlerischen Kontext vorgeführt werden. Rauschenbergs Interesse am interdisziplinären Austausch zwischen Künstlern und Ingenieuren setzte sich fort. Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit u.a. Klüver die Organisation E.A.T. (Experiments in Art and Technology), durch die Künstlern der Zugang zu neuen Technologien ermöglicht werden sollte.
Der Hamburger Bahnhof zeigt in der Kleihueshalle Dokumentationen der 9 Evenings, basierend auf originalem Filmmaterial, das Jahrzehnte in den Archiven von E.A.T. verborgen lag. Dank dieser Filme, die im Monatswechsel aufgeführt werden, kann ein in vieler Hinsicht wegweisendes Ereignis der Performance- und Medienkunst neu entdeckt sowie die Arbeiten Rauschenbergs aus der Sammlung Marx neu kontextualisiert werden.