Der Galerist und Sammler Alfred Flechtheim (1878–1937) gehört zu den bedeutenden und einflussreichen Figuren der Kunstszene im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Er setzte sich für den rheinischen Expressionismus und den französischen Kubismus ein und förderte bedeutende Künstlerpersönlichkeiten wie beispielsweise Max Beckmann, George Grosz und Paul Klee. Die massiven antisemitischen Attacken gegen ihn und seine Künstler deutete er bereits 1933 unfehlbar: Er verließ Deutschland. Von London aus ging er weiter seiner Tätigkeit als Kunsthändler nach, bis er 1937 an den Folgen eines Unfalls starb. Seine in Deutschland verbliebene Witwe erhielt 1941 einen Deportationsbescheid und nahm sich daraufhin das Leben. Ihr Besitz, darunter Kunstwerke, fiel an das Deutsche Reich. Bis heute haben Alfred Flechtheims kunsthändlerische Aktivitäten in zahlreichen deutschen Museen ihr Spuren hinterlassen, indem der die jeweiligen Sammlungen der Moderne aktiv mitgeprägt hat. Es ist das Ziel eines Forschungsprojektes von insgesamt 15 Museen, diese Spuren zu verfolgen, sie anschaulich zu vermitteln und die Ergebnisse zugleich auf einer Plattform im Internet international zugänglich zu machen. Auf diese Weise werden Mechanismen des Kunsthandels und Sammlungsstrategien der Institutionen aufgedeckt. Die Hamburger Kunsthalle, die an diesem Forschungsprojekt beteiligt ist, zeigt eine Auswahl der 37 Kunstwerke (Gemälde, Skulpturen, Handzeichnungen und Druckgraphiken), die sie zwischen 1920 und 1931 von Flechtheim gekauft oder geschenkt bekommen hat und zwei Werke, die nach 1945 in die Sammlung gelangten.