Klaus Hegewisch (1919-2014), dem verstorbenen Hamburger Sammler, und dessen vorzüglicher Auswahl von Zeichnungen und Druckgraphiken soll im Jahr 2016 eine Gedenkausstellung gewidmet werden. Unter dem Titel Mit dem inneren Auge sehen versammelt die Schau im Harzen-Kabinett, dem neuen Saal zur Präsentation von Zeichnungen und Graphik, Höhepunkte seiner Sammlertätigkeit. Referenzpunkt bildet dabei, wie im Ausstellungstitel angedeutet, das Thema der inneren Versenkung, das subtil in Selbstporträts von Rembrandt bis Beckmann verhandelt wird oder expliziter in Meisterblättern wie etwa in Dürers Melencolia (1514) zum Ausdruck kommt. Eine eigene Sektion bildet das wiederholt von Picasso aufgegriffene Motiv des blinden Minotaurus. Blindheit, damit einhergehende Introspektion und die notwendige Erschaffung phantastischer Welten führt damit leitmotivisch durch die Ausstellung und hebt gleichzeitig eine Eigenart dieser exzeptionellen Sammlung hervor.
Wie spätestens mit der ebenfalls in der Hamburger Kunsthalle ausgerichteten Hegewisch-Ausstellung Obscur (2009/2010) deutlich werden konnte, interessieren den Sammler Klaus Hegewisch vorrangig die der künstlerischen Vorstellung entsprungenen phantastischen Welten, Phantasiegebilde, die unsere Einbildungskraft erschafft, so abgründig und ‚obskur’ die Resultate gelegentlich auch ausfallen mögen. Zuletzt aber verweist der Titel Mit dem inneren Auge sehen auf die geradezu schlafwandlerische Fähigkeit des Sammlers, die Qualität von herausragenden Blättern erkannt und seiner Sammlung eingegliedert zu haben. Klaus Hegewisch ließ sich immer wieder vom inneren Eindruck leiten und orientierte sich weniger an Marktpreisen oder Expertenmeinungen. Insofern wird die Ausstellung nicht zuletzt auch ein Stück Sammlungsgeschichte schreiben und unser Bild dieses außergewöhnlichen Enthusiasten der histori-schen Handzeichnung bereichern können.