Wer heute an Porzellan denkt, denkt an kostbare Klassiker wie Meißen, KPM oder an Flohmarktteller, die sich auf jungen Speisetafeln mischen.
Vor 300 Jahren wurde das europäische Porzellan in Deutschland erfunden. Im Auftrag von August des Starken trat mit Friedrich Böttger in Dresden ein Alchimist auf den Plan, dem es innerhalb weniger Jahre gelang das Geheimnis des weißen Goldes, des asiatischen Porzellans, zu lüften und vergleichbare Stücke in Meißen herzustellen.
Im 20. Jahrhundert gelang es nur wenigen Designern die hergebrachten Formen des Porzellans, wie sie in Meissen entwickelt wurden zu modernisieren und nachhaltig zu verändern. Stefanie Hering (*1967) gehört hier in allererster Reihe dazu. 1992 gründete sie in Berlin-Prenzlauer Berg eine kleine Manufaktur. Im Laufe von zwanzig Jahren gelang es der Designerin und Keramikmeisterin sich international durchzusetzen und im Bereich zeitgenössischen Designs aus Berlin mit ihrem Porzellan weltweit Aufmerksamkeit zu erlangen.
In ihren Augen war die Wirkung des reinen Porzellans lange Zeit verloren gegangen. Deshalb setzte Hering neu an. Sie strafft die Formen und lässt das Material für sich sprechen. Ornamente und Bemalung werden zurückhaltend und bewusst eingesetzt. Dabei kommt das klassische Tee- oder Speiseservice bei Hering kaum vor. Jenseits von traditionellen Ritualen mit Tassen, Schalen, Vasen und Tellern öffnet sie Möglichkeitsräume und geht aktiv auf die geänderten Speisegewohnheiten einer globalisierten Esskultur ein. Ohne den Bezug zur Tradition zu verlieren, schafft Stefanie Hering konsequent damit Neues. Heute sind ihre Arbeiten bei Porzellanliebhabern und -Sammlern ebenso beliebt wie bei internationalen Spitzenköchen und Restaurantbesitzern. Gefertigt wird inzwischen in Thüringen. Ihr Atelier unterhält Stefanie Hering aber nach wie vor in Berlin.
Das Haus am Waldsee freut sich den Werdegang, die Herstellungstechniken und die kreativen Prozesse sowie die Erzeugnisse des Berliner Porzellandesign einer so herausragenden Künstlerin erstmals in einer umfassenden Ausstellung vorstellen zu können. Dabei werden auch jüngste Beispiele aus dem Bereich Glasdesign aus dem Hause Hering vorgestellt.
Mit dieser Schau leitet das Haus sein 70. Jubiläum ein. Es nimmt Bezug auf die 1946 eingeführte Tradition der vorweihnachtlichen Verkaufsausstellung.